Ich war 2019 in Norwegen, allerdings auch nur im Süden, daher können dir andere sicherlich insgesamt bessere Tipps geben. Da du aber oben den Vergleich zu Schweden gezogen hast, hier meine Eindrücke (in Schweden war ich sehr oft). Soll jetzt keine Aufzählung von Negativpunkten sein, das war ein sehr schöner Urlaub. Nur ein paar Dinge die ich anders erwartet habe:
- Was ich komplett unterschätzt habe ist die Fahrzeit auch für kurze Strecken. In Schweden kann man zwar auch nicht schnell fahren, aber die Strecken sind meistens viel direkter und nicht kurvig. Auch in N sind die Straßen meistens gut in Schuss aber winden sich oft durch anspruchsvolles Terrain in vielen Kurven.
- Auf vielen Strecken gibt es Fähren. Im Gegensatz zu Schweden sind die nicht kostenlos und fahren meistens nach einem Fahrplan (in Schweden ja meistens Pendelverkehr). Das hat den Vorteil, dass man sich vorher erkundigen kann und den Nachteil, dass es zu längeren Wartezeiten kommen kann wenn man sich nicht erkundigt hat.
- Die Strecke von Kristiansand nach Bergen fand ich jetzt nur Abschnittsweise reizvoll. Wenn du wirklich was sehen willst musst du da runter bzw. Abstecher machen und dann geht's nur langsam voran.
- Für die Strecke Kristiansand -> Bergen brauchst du zwei Tage auch wenn du keine großen Abstecher machst. Einen bis Stavanger und einen bis Bergen. Stavanger -> Bergen haben wir damals an einem Tag gemacht, weil Wetter schlecht. Haben da einen kompletten Tag gebracht mit üblichen Pinkel-/Esspausen. Unterwegs sind da lange Fährüberfahrten.
- Was ich teilweise anstrengend fand sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Es gibt dort alle Abstufungen in 10er-Schritten, also 50, 60, 70, 80, 90. Wobei schneller als 80 selten ist. Aber man muss sich Konditionieren auf die Schilder zu achten, denn es kommt dann oft für längere Zeit kein Schild. Wenn dir dann jemand fast hinten rein fährt hat's der/die entweder eilig zur nächsten Fähre oder du fährst 10km/h zu langsam.
- Campingplätze sind (zumindest die auf denen ich war) deutlich kleiner als die meisten Plätze in Schweden und es geht da enger zu.
- Insgesamt ist Norwegen deutlich touristischer, bzw. die Touristen konzentrieren sich mehr auf Hotspots. In Schweden verteilt sich das alles viel mehr.
- Im Süden sind so Hotspots z.B. der Kjerag, Preikestolen und Trolltunga. Alle diese Orte sind mit mehrstündigen Wanderungen verbunden. Du musst für jeden dieser Orte einen kompletten Tag einplanen, wenn du dort hin willst.
- Parken an solchen Orten (also an den Parkplätzen im Tal) kann sehr teuer werden. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe: Preikestolen und Kjerag jeweils 25 Euro, Trolltunga 50 Euro. Für Wohnmobile jeweils das doppelte.
- Trotzdem sind da sehr viele Menschen. Auf den Preikestolen läufst du in einem Pulk Touristen, von denen die meisten jetzt nicht wirklich Bergerfahren sind und entsprechend langsam gehts da zu.
- Oben dann stundenlange Wartezeiten in "social-media-queues" für dein Wildnis-Instagram-Foto (wenn du das haben willst).
- Es herrscht ja oft der Irrglaube "frei stehen" mit dem Bus oder Womo würde unter das Allemansrätten fallen. Ist aber nicht so, denn das gilt nur für unmotorisiert Reisende. Grundsätzlich ist das deshalb formal nicht erlaubt im Bus zu übernachten, wird aber toleriert. Ich würde behaupten, dass überall dort wo kein Schild steht du auch keine Probleme bekommst wenn du dort übernachtest. Wo ein Schild steht sollte man das natürlich respektieren. In den touristischen Gegenden an den Fjorden steht meistens ein Schild. Fährst du ins Fjell findest du aber viele Plätze und Parkbuchten auf denen du stehen kannst. Meistens steht dann auch abends auf jedem dieser Plätze ein einzelner Bulli mit deutschem Kennzeichen. Öffentliche Toiletten gibt es da aber meistens nicht. Muss man sich halt darauf einstellen das untertags zu erledigen.
Ich denke im Norden ist das alles etwas entspannter und natürlich dürfte auch wegen der Corona-Situation insgesamt weniger los sein, da wahrscheinlich deutlich weniger Touristen aus Übersee und auch keine Kreuzfahrten.