Hey Biff82, ich denke technisch kann ich dir jetzt nicht mehr viel weiterhelfen, vielleicht kann ich dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen... Ich glaube unsere Situation ist durchaus vergleichbar. Unten dazu mehr Kontext.
Also deinen Fotos nach ist bei dir ja eher der innere Träger betroffen. Ich würde da erstmal gut entrosten und schauen, wie viel gesundes Material da noch da ist. Ich hatte damals nur zum äußeren Träger recherchiert, der Innere war bei mir gut. Kann also gut sein, dass es dazu Threats gibt, die hier nicht verlinkt sind. Ich kenne jetzt auch den Rest von deinem Bus nicht (Aufbau, Laufleistung, was bedeutet er dir?). Klar, die Karosse ist sicherlich nüchtern betrachtet ein wirtschaftlicher Totalschaden. Das war meiner garantiert auch schon mehrfach und höchst wahrscheinlich sehr viele andere Busse hier im Forum auch. Würde daher erstmal eine Bestandsaufnahme machen bzgl. den anderen neuralgischen Stellen, wie z.B. Y-Träger vorne, Querträger vorne, Schweller, Radläufe, Scheibenrahmen, Bodenblech, Federnaufnahmen. Ist da was zu tun? Wenn ja, bist du grundsätzlich bereit, das in nächster Zeit, zumindest in den nächsten Jahren, anzugehen? Möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich zwar viel gemacht habe, mein Bus aber nie so aussah wie der von maciek im von Enif verlinkten Beitrag. Das ist schon "next level" und dazu hätte ich weder Zeit, Erfahrung, Ausrüstung gehabt.
Worauf du dich einstellen solltest:
- Machbar ist das durchaus
- Du musst dir Zeit nehmen
- Eine Hebebühne ist meines Erachtens nicht notwendig aber Unterstellböcke
Hier jetzt ein Bisschen ein längerer Text, wie das war bei meiner persönlichen "Entscheidungsfindung", und warum ich weiter gemacht habe, vielleicht hilft es dir ja.
Ich wohne selbst auch in einem Mehrfamilienhaus in München, dort steht der Bus in der Tiefgarage. Kein Strom. Nach 5 Minuten geht das Licht aus. Wenn ich Schrauben will muss ich zu meinen Eltern nach BaWü fahren. Ca. 250 km. Der Bus ist mein einziges Fahrzeug. Ich bin allerdings nicht darauf angewiesen. Hier in der Stadt geht eh alles mit dem Fahrrad schneller und ich darf mit dem Bus eigentlich auch nicht in die Umweltzone rein (wohne knapp außerhalb, die Zone ist hier recht klein). Ein reines Freizeitfahrzeug also. Trotzdem kann ich es nicht einfach mal einen Winter zerlegt lassen, einfach aus Rücksicht auf meine Eltern. Ich stehe voll im Beruf und kann deswegen auch nicht wochenlang schrauben und auch nicht mal zwei Stunden nach Feierabend (müsste ja erst hin fahren). Also nur Wochenende und Urlaub.
Ich wusste, dass eigentlich alles gemacht ist. Dinge wie der Querträger vorne, Radläufe, Scheibenrahmen, Federträger, Schweller und jetzt auch der Unterboden. Alles das war entweder in Ordnung, in Ordnung gebracht oder ich hatte es auf meiner Todo-Liste und es war für diese Zeit eingeplant.
Mein Bus ist ein "Erbstück". Mein Vater hat den 1993 gekauft, als ich noch ein Kind war. Ich habe noch die Originalrechnung hier 55000 DM. Das war damals recht viel Geld für meine Eltern (Vater Alleinverdiener mit drei Kindern und Hauskredit) und es wurde recht lange darauf gespart. Ich habe ihn dann etwa 2008 übernommen, als er fast der Abwrackprämie zum Opfer gefallen wäre. Seitdem habe ich viel Zeit rein gesteckt und immer wieder größere Reparaturaktioen gestartet.
2017 bei einer Rundumaktion (Radläufe, Schweller, Scheibenrahmen vorne und hinten) dann dieser Riesenschock als ich am Bodenblech zugange war. Da ist mir aufgefallen, dass es innen am Radhaus blüht. Also das entsprechende Stück rausgeschnitten, mit dem Gedanken "was soll's mach ich da halt auch nen Flicken rein", dann das ganze Ausmaß mit diesem Träger entdeckt. Ein Riesenschock erstmal. Abzüglich des Gammels nicht mehr viel Material, also faktisch ein Riesenloch in einem tragenden Teil. Ich dachte das war's, das kann ich nicht selbst, hatte bisher nur Blech geschweißt.
Hatte erstmal resigniert. Dachte das wäre einfach jetzt unvernünftig, das zu machen oder machen zu lassen, rein wirtschaftlich. Das war noch dazu die Zeit des Dieselskandals als VW diese eigene Abwrackprämie hatte und es fette Rabatte auf die neuen Busse gabe. Also mal nen T6 konfiguriert, California Beach, hätte 10000 Euro Rabatt gegeben wenn ich den alten Bus verschrottet hätte. Festgestellt, dass das finanziell drin wäre und vermutlich langfristig die vernünftigere Lösung. Also in der WhatsApp Familiengruppe geschrieben: "Leute ich hol mir nen neuen Bus. Muss dazu allerdings den alten verschrotten. Stört das wen?". Ich hatte eigentlich mit Antworten gerechnet wie "Kein Ding, hau weg das alte Teil". Man muss dazu sagen, dass meine Schrauberaktionen glaube ich jetzt allgemein nicht so die Begeisterung bei meinen Eltern ausgelöst hatten. Dreck, Müll, Lärm, Ölflecken auf dem Pflaster, der ganze Garten voll mit Autoteilen. Die Antworten die dann kamen waren aber eher in die Richtung von meinen Eltern: "Deine Entscheidung, aber für uns war dieser Bus immer ein ganz besonderes Auto" und meine Schwestern "Spinnst du?!?! Den Bus verschrotten ?!?!". Mir war dann klar, das kann ich nicht bringen, ich hatte wohl Verantwortung übernommen.
Also weiter recherchiert. Bilder gemacht, Threats hier im Forum gesucht. Festgestellt, dass man das durchaus reparieren kann. Anfangs noch in der Annahme, dass ich das nicht selber machen werde. Dann irgendwann doch entschlossen es anzugehen. Ob ich da jetzt noch ein paar Tage länger am Bus Schraube auch egal... Man muss dazu sagen ich hatte da noch Urlaub übrig und der Bus war grade eh komplett zerlegt und auch innen komplett leer. Also 3 mm Stahplatte bestellt, einge Testschweißungen damit gemacht, Träger vorbereitet, Füllstück penibel angepasst. Sorgfältig reingeschweißt. Das Bananenersatzblech sauber vorbereitet und drauf geschweißt. Natürlich alles gut konserviert.
Hinterher dachte ich mir eigentlich, das war jetzt ja halb so wild. Wirtschaftlich hat sich das sicher nicht gelohnt. Würde ich das Geld gegenrechnen, das ich bekommen würde, wenn ich die Stunden einfach in meinem "normalen Beruf" gearbeitet hätte. Aber die Rechnung mach ich nicht auf. Ich mag den Bus, finde ihn schön. Von den grünen Allstars fahren inzwischen auch kaum noch welche rum. Alle dem Rost zum Opfer gefallen.
Diesen Sommer war ich mit dem Bus in Norwegen, auf der höchsten Passstraße des Landes, fast ganz oben, ging plötzlich der Schaltmechanismus nicht mehr. Nur noch 3. und 4. Gang. Ich wusste natürlich, das kann nur diese kleine Kunststoffkugel sein. Die hatte ich dabei. Sie steht ja auf dieser Was-nimmt-man-auf-eine-Lange-Reise-mit-dem-ABL-mit-Liste hier im Forum. Also ganz entspannt die Kugel aus der Kiste mit den Ersatzteilkoffer gekramt und mit einem Spanngurt aufgepresst, dabei den Blick auf den Fjord genossen. Ich habe es zu schätzen gelernt ein Auto zu fahren an dem ich fast jede Schraube kenne.