Grüß Euch!
Nachdem ich sehr günstig drangekommen bin, habe ich einen `97 Transporter mit Scheiben gekauft.
Argumente dafür: ACV, Lack großflächig akzeptabel, Rost überschaubar, wegen einiger technischer Mängel sehr günstig. 1 sehr guter Satz WR dran, 4 WR auf Stahl und 4 SR auf Alu (davon 2 tot) dabei. Fährt gut und sehr angenehm.
Bekannte Mängel:
Wenig Leistung, geschätzt 80PS
Kupplung zickt, vermutlich Geberzylinder oder schlecht entlüftet
Traggelenk und Spurgelenk rechts muss neu
Lack durch Kastanienbaum beschädigt
Handbremse hat Wirkung, fühlt sich aber seltsam an
Fahrersitz einseitig durch, 2er Sitzbank ok, aber stark verschmutzt
Hintere Sitzbank fehlt (wurde von der Vorbesitzerin entsorgt, heul)
WSS hat einen Riss, Scheibenrahmen beginnt an einigen Stellen zu rosten
Bremsen rubbeln
Lenkrad hässlich, optisch seltsam und der Gummi hat sich an einer Stelle von Stahlkranz gelöst
Weitere Vorhaben:
Innenverkleidungen beziehen
Fahrersitz neu machen oder gegen anderen tauschen
Sitzbank organisieren
Neue Reifen
Unterboden überarbeiten, entrosten
FFB - ZV einbauen
Fahrwerksgummis
Stoßdämpfer
Diverse Überholungsarbeiten, Nachlackieren, hübsch machen
Nachdem der Wagen an sich gut fährt und nur bei Schlaglöchern etwas poltert, dachte ich das wäre nicht so dringend mit den Traggelenken
Habe dann doch beide Seiten komplett auseinandergenommen und siehe da: Rechts war das untere, links das obere Gelenk total im Eimer!
Die Spurstangen und Axialgelenke waren in Ordnung, dafür waren die Gewinde der langen Schrauben durch die Stoßdämpfer arg beschädigt.
Die Bremsscheiben waren auf total angerostete Radnaben montiert, konnten also nicht rund laufen
3 Stunde Arbeit (im Freien, ohne Bühne) und alles war wieder zusammen.
Der Kupplungsfehler war dann schon seltsamer zu diagnostizieren: Keine Luft in der Leitung, Nehmerzylinder erst vor kurzem neu. Habe erst das übliche Problem mit der Aufnahme des Geberzylinders gedacht. Doch ein Blick auf die Pedalerie zeigte, dass der Fehler von dort kommt!
Pedalerie ausgebaut - ganz schön viel Arbeit. Die Achse von Kupplungs- und Bremspedal hat im Pedalblock schon mehrere mm Spiel! Das ganze komplett zerlegt und gereinigt. Die Bohrungen im Pedalblock haben sich um ~2mm oval ausgeleiert, die Welle hat sich dort ordentlich eingearbeitet. Nachdem kurzfristig keine neuen Teile zur Verfügung standen, blieb nur die Reparatur:
Auf der Kupplungsseite ist eine Verstärkungsscheibe aufgepunktet. Die habe ich abgebohrt. 2 Stk auf 14mm aufgeriebene M12 Beilagscheiben mit Da 32mm auf den Pedalblock aufgeschweißt. Nachdem meine Scheiben 1,5mm dicher waren als das Original, einen Hauch von der Breite des Kuppl Pedals abgeschliffen. Die Bohrung ist übrigens auch -einseitig- ausgeleiert.
Den Bolzen habe ich nun von der anderen Seite her eingeschoben, das Ganze an den Lagerstellen gut gefettet, wieder zusammen - und wieder eingebaut.
Sehr erfolgreiche Reparatur: der Geberzylinder sitzt nun exakt in der richtigen Ebene und arbeitet perfekt, die Kupplung lässt sich einwandfrei bedienen!
Nächstes Thema: Bremse hinten und Handbremse:
Die Handbremse zeigte zwar Wirkung, es fühlte sich aber an, als hätte der Hebel einen Anschlag eingebaut. Beide Räder ab, Bremszangen und Scheiben ab, alte Seile ab. Die waren völlig hinüber; leider auch das Vordere, vom Handbremshebel zur Waage. Das gibt es nur original....21, irgendwas Euronen. Die beiden langen gibt es ja überall um wenig Geld.
Die Radlager hinten müssten auch mal gemacht werden, die rauschen schon.
Nach der Entrostung der Radnaben mit Zopfbürste alles wieder zusammengebaut und eingestellt. Perfekt!
Weil sie so verdreckt war, habe ich die linke Türverkleidung abgenommen und gereinigt. Dabei entdeckt, dass die Wasserabläufe zu sind! Der Staub der Jahrhunderte! Ordentlich rausgewaschen und getrocknet. Etwas Teroson Dämmatte rein (war grad zur Hand), Schloss ausgebaut, gereinigt und geschmiert, Öffnungszug geschmiert und Schaumgummi ersetzt und wieder zusammengebaut. Die Türe schließt jetzt wieder solide; nur wenn das Fenster nicht ganz zu ist, klappert es irgendwo.
Leistungsmangel:
Erstmal die Unterdruckschläuche gecheckt. Die Vakuumpumpe und die dicke Leitung zum BKV sind erfreulicherweise neu, einige Schläuche auch. Muss mal nachsehen, wo der Unterdruckanschluss hingeht, der unterm Armaturenbrett verschwindet. Der Schlauch wäre zu ersetzen.
Dieses Fahrzeug hat noch den Ladedrucksensor im MSG, der Schlauch dahin ist neu. MSG geöffnet und kontrolliert: Schlauch zum Sensor ist wie neu!
LLK und AGR Stutzen vom Ansaugkrümmer abgebaut. Oh Schreck: die Bohrung hatte nur mehr ~ 35mm! Alles voller Ölkohle!
Irgendwie ist es mir nicht gelungen, den Ansaugkrümmer abzuschrauben. Geht das überhaupt, ohne den Turbo abzubauen? Jedenfalls so gut es geht gereinigt und ausgesaugt, die AGR lahmgelegt und wieder zusammengebaut. Da muss demnächst der Krümmer ab. Dazu aber erstmal alle Dichtungen, speziell von den Turbo - Ölleitungen besorgen.
Die anschließende Probefahrt verlief erfreulich, auch an Leistung hat er etwas zugelegt. Werde damit mal zu einem Bekannten fahren, um auszulesen und eine Logfahrt zu machen.
Oder ich kaufe mir das VCDS....
Ich halte Euch am Laufenden, wenn es jemanden interessiert!
Günter