Als Latschenkriecher (Berg-Stoppelhopser) mit AGA Ende 2001 hatten wir das zweite Biwak auf ca. 1050m Seehöhe bei ca. -25° Nachttemperaturen. Das war die Zeit mit den -43,6° am Funtensee. Dick Schnee unter dem Jägerbett. Das Zwei-Poncho-"Zelt" über sich. Das Feuer war durch den Schnee geschmolzen einen Meter tiefer und nur auf Befehl mit Mühe am Leben gehalten. Gewärmt hat es nicht, dafür war es bei jedem Alarm zu löschen und dann neu anzumachen. Ein großer Spaß im Schnee
Mehrere Kameraden sind mit Unterkühlung in den Sanbereich gebracht worden. Sie haben Befehle zur Kleidung nicht befolgt...
Was lernt man aus solchen Nächten? Trocken bleiben (einfach wenn es richtig kalt ist). Genug Kleidung dabeihaben, man muss schließlich auch ohne Schlafsack warm bleiben können, wenn es drauf ankommt. Etwa wenn man sich verletzt. Mit der kompletten Kleidung samt Schuhen an im recht dünnen BW-Schlafsack war es erträglich bis hin zu gemütlich.
Von wegen man soll möglichst wenig bekleidet in dem Sack schlafen. Das klappt nur im Komfortbereich. Und darum bräuchte man dann am besten mehrere Säcke für jeden Einsatzzweck. Und den wechselt man dann in der Nacht, weil die Temperatur seit dem Abend um 25° fällt? Das will die Industrie sicher gerne.
Meine Empfehlung in Sachen Schlafsack: eher dünn, atmungsaktiv, schnell trocknend, robust und bequem geschnitten. Isolation dann bei kalten Temperaturen über die Kleidung anpassen. Möglichst nicht schwitzen, die kälteste Zeit der Nacht ist kurz vor Sonnenaufgang. Wer dann seine Reserveklamotten vollgeschwitzt hat hat verloren und darf sich auf ein Laufbiwak freuen.
Nicht aufgeheizt in den Schlafsack, aber auch nicht frierend. Ggf einen nächtlichen Wecker stellen, um sich wärmer anzuziehen. Das ist zwar lästig, aber bis man wegen Kälte aufwacht ist es zu spät. Dann ist zu viel Wärme weg und man hat wieder ein Laufbiwak. Und man schläft frierend nicht gut.
Viele dünnere Schichten trocknen besser, weil sie mehr Oberfläche haben als wenige dicke Schichten.
Nasse Daunen sind eine Katastrophe und in der Natur kaum wieder trocken zu bekommen.
Ein angebrannter oder zerrissener Schlafsack ist kritisch, wenn er als einzige Isolation geplant war.
Im Bus schlafe ich regelmäßig nur mit Decken, das ist flexibler.
Für Notfälle habe ich im Gebirge immer den Biwaksack und eine Rettungsdecke mit, auch wenn keine Übernachtung geplant ist. Zusammen mit angepasster Kleidung überlebt man auch mal eine Nacht im Freien.
Für Notfälle im Auto habe ich einen alten Kunstfaser-isolierten Schlafsack mit Baumwolle innen.
Gruß Florian