Hallo, ich wollte mal eine Erfahrung teilen, die ich mit meinem Syncro - Getriebe gemacht habe.
Ich habe meinen 2,4L AAB MJ95 mit Getriebeschaden gekauft.
Folgender Schaden:
CLZ (02D) 5 Gang Schaltgetriebe; Antriebswelle links hat sich gelöst und ein Loch ins Getriebegehäuse geschlagen, ca Kinderfaust groß.
Meinung vom Verkäufer: Getriebe dreht noch, Loch "zukleben und weiterfahren".
Bei genauem hinschauen: Gangräder sind teils stark beschädigt, Getriebe natürlich ausbauen.
Zum Ausbau:
Am besten nach der Anleitung von "maxducati" hier im Forum arbeiten. Sehr gut beschrieben.
Im Nachhinein als wirklich hilfreich hat sich herausgestellt:
Nachdem das Getriebe von den Antriebswellen getrennt ist oben den Motor sichern (Motorkran oder eben Improvisieren mit Stahlstange und Spanngurt, Hauptsache der Motor hängt nichtmehr voll an den Lagern)
Dann das (von vorne) rechte Motorlager öffnen, und unten das Getriebelager lösen. (jetzt hängt der Motor nur noch am linken Lager und am Spanngurt)
Dann einen weiteren Spanngurt um die Ölwanne und nach vorne, z.B. zur Abschleppöse ziehen. Mit dem ist es deutlich einfacher, den Motor nach vorne / oben zu bewegen, um das Getriebe nach unten herauszunehmen. Hebebühne/Grube wirklich wirklich hilfreich.
Aber wirklich wichtig: den Motor so weit nach vorne ziehen, wie es nur geht. Und immer auf den Kühler und die Schläuche achten, die könnten da in Mitleidenschaft gezogen werden. Sonst ist es aber wirklich schwer das Getriebe herauszufädeln.
Neues Syncro Getriebe unüberholt min. 600€, Zustand unbekannt.
Überholt mindestens 900, eher 1300€.
Idee: Ein 02B Getriebe mit dem selben Gehäuse suchen, und die Kupplungsglocke (also der Teil des 02D Allrad Getriebes, der anders ist) an besagtes anbauen.
Nach einer Stunde finde ich ein gebrauchtes AAB Getriebe 20 Minuten entfernt für 100€, 150tsd KM Laufleistung aus Behördenfahrzeug, Getriebekennbuchstaben CCY.
Im Wiki verglichen und festgestellt, selbe Differenzialübersetzung, sogar die Gänge sind gleich. Den Spezialisten angerufen, der meint: könnte funktionieren.
Also: photo5366295052483146763.jpg
optische Kontrolle ergibt: sehen tatsächlich gleich aus, die Gehäuseteile.
Also erst das kaputte als Versuchsobjekt öffnen.
Erst den fünften Gang unter dem Gehäusedeckel entfernen. Hierfür eignet sich ein zweiarm abzieher gut.
Zum Ausbau des fünften Ganges gibt es einige Anleitungen
Die Torx Schrauben öffnen, die die Schaltgabel halten, Schaltgestänge entfernen, und dann die ganzen Sechskant Schrauben öffnen.
Dann tatsächlich mit einem Hammer vorsichtig gezielt die Hälften trennen, hierfür gibt es A) einen kleinen Anschlagspunkt am Gehäuse und B) ein Video auf YT, wo man einen Spezialisten bei diesen gezielten Schlägen beobachten kann.
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Selbes Spiel mit dem 02B Getriebe.
Wir haben dann sozusagen in die Syncro Kupplungsglocke aufgebaut.
Also Lager und Wellen aus dem 02B Getriebe dort eingesetzt.
Der Rückwärtsgang bei dem neuen Getriebe hatte nicht funktioniert. Wir haben festgestellt, dass der "Anschlag" für den Rückwärtsgang verbogen war.
Das eingekreiste "L-Stück" war nach oben gebogen.
Somit ist das Gangrad nicht weit genug nach unten gedrückt worden von der Gabel, welche wiederum die Feder, die den Gang ein- oder ausgelegt hält, nicht auf den Kipppunkt gebracht hat. (
Eingelegter Rückwärtsgang:
Die Wellen aus dem 02B haben im 02D natürlich gepasst und so haben wir die Schaltgabeln und die Gehäusehälften wieder montiert.
Beim Getriebeeinbau ist aber Folgendes passiert:
Das VA-Diff hat sich nach dem Einbau verdreht. Also die Planetenzahnräder. Somit haben wir von Außen, wo die Antriebswellen reinsollen, nur die Achse des Diffs sehen können. Leider hat es sich auch verkantet. Wir haben das Winkelgetriebe montiert und an der Hardyscheibe gedreht, damit konnten wir das Diff zwar um 360 grad drehen, aber nicht um die eigene Achse. Hoffe ihr versteht was ich meine
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wir haben quasi die Achse zwischen den Planetenrädern gesehen, nicht durch die Planetenräder mit den Innenzähnen.
Also:
Getriebe nochmal raus, alles demontieren, Hälften wieder öffnen, Wellen rausnehmen, Diff rausholen und drehen (10 Sekunden, wenn ausgebaut), Diff wieder rein, Wellen stecken, Rückwärtsgang festschrauben, Dichtstellen wieder sauber machen und neues Dichtmittel auftragen, Gehäusehälften wieder zusammensetzen, Schaltung einbauen, Zu schrauben.
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Neue Kupplung rein natürlich und Getriebe wieder eingefädelt. Wirklich leichter, wenn der Motor nach vorne gezogen ist
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Winkelgetriebe mit Antriebswelle schon halb drinliegend wieder reinheben und Andrücken, Antriebswelle durchschieben. Alles eine Riesen Fummelei. Achtung beim Tachowelle festdrehen, die Mutter fürs Winkelgetriebe ist aus Plastik und hält ca 8 Nm.
In dem Zug gleich das untere Motor/Getriebelager erneuern. (bzw. alle)
Resumé:
mindestens zwei Personen , Hebebühne/Grube, Spanngurte und 2 gute Wagenheber von Riesen Vorteil.
Bei geöffnetem Getriebe alle Teile Reinigen, Schön ausspülen mit Kaltreiniger, Bremsenreiniger 2 Dosen bereit stellen und 100er Packung Einweghandschuhe. Die Teile im Getriebe bei Montage immer mit ein bisschen Getriebeöl einschmieren, dann geht das alles sehr gut.
Die Dinger sind robust aufgebaut und brauchen manchmal ein bisschen Kraft. Außerdem sind besagte Bauteile sehr schwer, rein und/oder rausheben ist meist nicht drin, beim Winkelgetriebe gerade noch machbar, beim Schaltgetriebe unbedingt mit Zug oder Heber oder beidem arbeiten. Viel Fummelarbeit bei maximalem Kraftaufwand
Aber: Die Sache ist (dank maxducati) machbar, wenn man Zeit, Platz und 4 Hände hat. Ach ja: Die Hardyscheibe braucht 470Nm beim Anziehen, ich würde mit Spanngurt vielleicht beim nächsten mal versuchen, das Winkelgetriebe ohne Demontage der Hardy auszubauen. Vielleicht geht es ja. Die lässt sich nämlich danach sehr schwer wieder anziehen (dank offenem Diff).
Winkelgetriebe macht bei der Sache eh die fummeligsten Schwierigkeiten.
Viel Spaß allen