Kontakt nach Hause aus Marokko
Im außereuropäischen Ausland kann das Telefonieren und die Internetnutzung mittels deutschem Mobilfunkanschluß richtig teuer werden.
Vor allem in den Ländern der Ländergruppe 3 schlagen Roamingkosten richtig auf die Reisekasse.
Hier mal ein Beispiel für die Kosten mit der T-D1 Vertragskarte:
Telefonie
2,99 EUR/Minute für Gespräche nach Deutschland
1,80 EUR/Minute für ankommende Gespräche
Internet
-,79 EUR/50KB zzgl. -49 EUR pro Tag
Vor allem die Internetkosten können schnell arm machen.
Es kann also sehr sinnvoll sein, sich in diesen Ländern einen nationalen Mobilfunkanschluß zu beschaffen, der in der Nutzung dann deutlich preiswerter ist.
Wie die Benutzung des Internets, also Webseiten, Mail, aber auch Skype, WhatsApp und andere Messenger angeht, das kennt vermutlich jeder hier und ich gehe nicht näher darauf ein.
Was ist aber, wenn man unbedingt über seine heimische Telefonnummer erreichbar sein oder abgehend telefonieren will?
Oder wenn man unter einer deutschen Telefonnummer erreichbar sein möchte, damit die Telefoniekosten (Dank oft üblicher Flatrates) gegen null tendieren?
Im folgenden gebe ich ein paar Tipps dazu.
Als mobilen Router betreibe ich die XSBox®LTE PLus von 4G Systems in meinem Bus.
Somit betreibe ich um mein Fahrzeug herum einen WLan-Hotspot, an dem mein Notebook und das iPhone 6s, sowie weitere vorhandene Geräte eingebucht sind.
So etwas kann man auch mittels "ausgedientem" Handy realisieren und die "Hotspot-Funktion" benutzen.
Hier ist darauf zu achten, dass das benutze Gerät LTE kann, denn in Marokko ist überall recht gutes LTE (4G) vorhanden, andere Technologien (UMTS/HSPA (3G) oder "nur" EDGE/GSM (2G)) jedoch mittlerweile vernachlässigt wird.
Ich habe in Marokko eine PrePaid-Mobiltelefonkarte des marokkanischen Mobilfunkanbieters Maroc Telecom beschafft und in meinen mitgeführten WLan-Mobilfunkrouter eingebaut.
Darauf aufgeladen habe ich gezielt lediglich ein Internetkontingent von momentan 10GB Datenvolumen, jedoch keine Telefonie!
10GB kosten hier aktuell 100 Dirham (also knapp 10,- EUR) und ist in 5GB-Schritten erwerbbar.
Die Story zur Anschlußbeschaffung:
Nachdem wir vergeblich versucht haben, eine SIM-Karte an einem der vielen Aufladeshops zu bekommen, sind wir in einem größeren Ort in einen Verkaufspunkt der Maroc Telecom gegangen.
Dort bekamen wir beim Eintritt eine Nummer in die Hand gedrückt, nach deren Aufruf wir uns am Schalter einzufinden hatten.
Der Erwerb einer prepaid-SIM-Karte gestaltete sich hier nach Vorlage des Reisepasses als völlig unproblematisch. 5 MAD (-,50 EUR) auf den Tisch und die Karte konnte entgegen genommen werden.
Problematischer war dann das Aufladen eines Guthabens auf diese SIM-Karte.
Die Geräte im MT-Shop lehnten sowohl meine EC-Karten ab, als auch die MasterCard; Bargeld wollten sie auch nicht, also war das nächste Ziel irgendein Aufladekartenshop.
Wüsste man das vorher, hätte man schon beim ersten Shop das Aufladekontingent in Form einer Rubbelkarte beschafft und wäre nun bereits online.
Wir haben dann beim nächstbesten blau/orangefarbenen MarocTelecom-Schild gestoppt und ich habe 4 Rubbelkarten á 50 Dirham eingekauft.
Jede "Losnummer" sind 5GB, 2 Rubbelkarten sind 10GB Datenvolumen und für gut einen Monat gültig.
Das Eingeben des Rubbelcodes ist relativ einfach.
In meinem Auto soll die Karte ja in einen mobilen Router eingesetzt werden, mit dem man eben nicht telefonieren kann, allenfalls SMS senden.
Man schickt eine SMS mit den Ziffern des Rubbelcodes, sowie anschließender Angabe "*3"
Da mir nicht so ganz klar war wie das per SMS funktioniert, habe ich zunächst den Umweg gewählt und die Karte in einem meines ebenfalls mitgeführten Mobiltelefone eingesetzt und dort per Sprachauswahl weiter gearbeitet.
Wichtig ist aber auch hier, dass man nach der Eingabe des Rubbelcodes die Tastenfolge "*3" setzt, also CODE*3 eintippt, damit das aufgebuchte Kontingent für Daten zur Verfügung steht.
Ich halte es für eine gute Idee, wenn die bereits vorhandenen SIM-Karten an andere Marokkoreisende weiter gegeben werden, denn der reine Aufladevorgeng ist recht einfach, wenn man die SIM-Karte schon zur Verfügung hat;
zudem verfallen die SIM-Karten nach einem Jahr der Nichtbenutzung bzw. -wiederaufladung.
Möglichkeiten der Telefonie nach Hause:
Beim iPhone habe ich den Flugmodus eingeschaltet und anschließend wieder das WLan (sowie Bluetooth für die FSE) aktiviert.
Da ich im iPhone einen t-mobil Anschluß nutze, der WLanCall beherrscht und zulässt, habe ich nun Mobilfunk über Internet, bin ganz normal über die deutsche Rufnummer erreichbar, und kann auch abgehend zu "normalen" deutschen Gebühren telefonieren.
Das ist insofern interessant, als dass die Roaminggebühren für Gespräche mit deutscher Karte (wie oben schon erwähnt) über das marokkanische Netz richtig teuer sind.
Ich habe in einem Monat in Marokko insgesamt knapp 6GB an Internetdaten verbraucht (inkl. täglichem Blogschreiben und Bilderhochladen) ... man möge sich mal fix ausrechnen, was das mit der T-D1-Karte gekostet hätte.
Wichtig ist dabei, dass sich die deutsche Karte auf keinen Fall in das marokkanische Netz einbucht, also abgestellt ist (Flugmodus).
Das funktioniert sicher auch mit anderen Anbietern (vodafone und O2), wobei man die Voice over Internet-Funktion gebucht haben muß.
Die Begriffe für diese Funktion sind bei den Netzbetreibern unterschiedlich.
Bei T-D1 heißt das WLanCall, bei anderen beispielsweise VoLTE oder auch anders.
Ob und wie das mit Android-Telefonen funktioniert, konnte ich nicht testen.
Meine mitreisenden Forenkollegen mit Samsung-Phones hatten nicht heraus bekommen, wie man zwar WLan aber nicht das Mobilnetz benutzen kann.
Auf unserer bisherigen Tour habe ich entweder eine gute Mobilfunkverbindung gehabt oder gar keine.
Bei guter Mobilfunkverbindung konnte ich alle Internetfunktionen nutzen, einschließlich VPN und internetbasierte Telefonie (SIP/VoIP).
Auf einem Campingplatz im Süden Marokkos in Atlantiknähe, habe ich erstmalig etwa Kummer mit WLanCall gehabt.
Die Anzeige war zwar da und der Verbindungsaufbau hat auch geklappt, aber das Gespräch kam nicht zustande.
Irgendwie wurden die SIP-Daten nicht übermittelt oder die Bandbreite reichte nicht aus.
Auch der Aufbau des VPNs zur heimischen FritzBox wollte nicht funktionieren.
Ob da tatsächlich irgendetwas vom Netzbetreiber gesperrt wurde oder ob es lediglich an der "nur" UMTS Verbindung lag, kann ich nicht beurteilen.
Der Datendurchsatz betrug jedenfalls etwa 10Mbit/s im Download und über 20 im Upload, sollte also bei Weitem ausreichend sein.
Aber ich wollte mich ja nicht nur auf WLanCall verlassen und auf die Telefonie über das VPN und die heimische FritzBox, sondern habe noch ein paar weitere Telefoniemethoden dabei.
Gleich die nächste Variante hat auch einwandfrei funktioniert, nämlich der sipgate Satellite Anschluß, der aktuell leider nur für iPhones verfügbar ist.
sipgate bietet mit dem Produkt Satellite einen zusätzlichen Telefonanschluß an, der nur eines Internetanschlusses bedarf, in meinem Fall das mobile marokkanische Internet.
Satellite hat dann zwar eine andere Telefonnummer als mein Handy üblicherweise besitzt, ist aber Dank der deutschen Handynummer aus D zu nationalen Konditionen anrufbar und meine monatlichen 100 Freiminuten für abgehende Telefonate sind auch in Marokko verfügbar.
Irgendeine Möglichkeit der Kommunikation findet sich also immer, sofern irgendein Internet verfügbar ist.
Wer zu Hause eine FritzBox betreibt, der kann das Smartfone auch als Telefon-Endgerät an dieser anmelden.
Im heimischen WLan ist das problemlos mittels der FritzFon-App einzurichten.
Lediglich beim Zugriff von außerhalb es eigenen WLans bedarf es vorab des Aufbaus eines VPN-Tunnels, der bei der FritzBox aber auch relativ leicht zu bewerkstelligen ist,
jedenfalls bei den meisten Netzbetreibern, die noch eine IPv4-Adresse für den heimischen Internetzugang einrichten.
Ist das Smartfone ein Endgerät der FritzBox, dann telefoniert man über die heimische Festnetznummer und ist auch über diese erreichbar, so als wäre man zu Hause.
Es gibt also verschiedene Methoden eine Erreichbarkeit im fernen Ausland herzustellen und dort zu günstigen Konditionen Kontakt zu halten.
Sogar Facetime hat über das marokkanische Internet einwandfrei funktioniert, und ich konnte oft nicht nur mit meinen Liebsten zu Hause sprechen, sondern diese auch sehen und ihnen zeigen wo ich mich gerade befinde.
Falls Fragen zu diesem Thema sind, bitte fragen ... ich versuche diese dann zu beantworten und zu klären / erklären.
CU, Axel