Ich habe vor geraumer Zeit versprochen, dass ich mal ein paar mehr Details über mein Bettgestell zusammenstelle. Inzwischen waren wir schon mehr als 70 Nächte mit dem Bus und dem Bettgestell unterwegs, so dass man sagen kann, dass es für uns genau so gut ist und erstmal so bleiben kann.
Aber zunächst die Ausgangssituation:
Wir haben uns einen ehemaligen Bereitschaftspolizeibus gekauft: MJ 2000, 2,5l AVT Benziner mit langem Radstand, 2 Schiebetüren, Fenster im Dach, Klima, Standheizung, wenig Rost und im guten technischen Allgemeinzustand gekauft. 4to Gesamtzuggewicht für Umzüge etc, 7 Sitze mit zweiter Sitzreihe wahlweise in Fahrtrichtung oder entgegen, grüne Plakette für den Parkplatz vor der Haustür. Angenehm ist auch, dass es kein Hochglanzschuckibus ist, was die Motivation mancher Mitbürger zum Furchengraben mit dem Zündschlüssel über die ganze Seite reduziert. Im Grunde aber relativ nackte Transporterausstattung. Der Vorbesitzer (Mechaniker in VW-Werkstatt) hat jedoch die Verkleidungsplatten und den Himmel schwarz bezogen, wodurch es im inneren zumindest nicht nach der letzten Lieferkarre aussieht.
Das Ziel:
Einen möglichst universalen Bus, mit dem man fast alles machen kann. Das Bett soll für zwei Personen geeignet sein, wobei ich 1,90m lang bin, von wenig filigraner Gestalt und es hasse beim Schlafen mit den Füßen irgendwo gegen zu kommen. 2m mindestens bei voller Breite des Busses war angepeilt.
Dazu soll nur die dritte Sitzreihe für den Urlaub ausgebaut werden, bei spontanen Trips sollte sie aber auch drinbleiben können. Mit wenigen Handgriffen soll aber auch das ganze Bettgestell in den Keller verfrachtet werden könne.
Der Werdegang:
Der Abstand 3. Sitzreihe zur Heckklappe beträgt ziemlich genau 1m. Daher der Gedanke ein fest eingebautes Bestell mit Schwerlastschublade (130kg) für Kühlbox und Essen/Geschirr etc für eine mehrwöchige Reise. Dieses Gestell kann man um einen weiteren Meter bis zur zweiten Sitzreihe ausziehen. So können auch auf der Reise 4 Personen mitfahren. Inzwischen steht der Nachwuchs an, weshalb die Entscheidung genau richtig war. Auf das Gestell kommt ein Lattenrost 2x1,4m. Oben drauf eine 1,4m Luftmatratze. Wir haben auch über Schaumstoff nachgedacht, jedoch festgestellt, dass wir so hervorragend schlafen.
Da ich einen 3D-Drucker mit Aluprofilen gebaut und festgestellt habe, wie flexibel und stabil das System ist, habe ich nach einer ersten Holzkonstruktion schnell auf 45er Aluprofile umgeschwenkt. Das bereue ich bis heute nicht!
Da der erste Urlaub näher rückte und ich kaum Zeit hatte, erfolgte die Konstruktion und Bestellung der Teile nach einem eindringlichen Hinweis meiner Freundin nach einer Party nachts in nicht nüchternem Zustand, nachdem ich ein Model mit Sketchup gemacht habe.
Das Aluprofil wurde im Internet bestellt. Das Profil kann aus 6m Stangen in beliebig vielen Schnitten auf den mm mit allen Nuten, Schrauben, Winkeln, Füßen und Griffen geordert werden. Einziges Problem: Die Bestellung sollte nicht zeitkritisch erfolgen. Kommunikation ist schwierig! So kamen die Schienen 3 Tage vor Abreise. Der endgültige Einbau war um 11:30 Uhr am Abreisetag fertig. Um 12:00 Uhr ging es nach Norwegen. Die Luftmatratze baute auch noch etwas auf und in Hirtshalts haben wir festgestellt: Das ist viel zu hoch! 50cm zwischen Bettlaken und Dachverkleidung sind mir zumindest zu wenig um entspannt zu schlafen. Daher haben wir nach dem Urlaub das Untergestell noch mal 15cm gekürzt und in den jetzigen Maßen fertiggestellt.
So genug uninteressante Lebensgeschichte, hier das Resultat!
Zunächst zusammengeschoben für den täglichen Betrieb:
Das Gestell ist mit zwei massiven Winkeln über je 2 Verschraubungen der Ladungssicherungen mit dem Bus verbunden (60mm breit, 6mm stark). Da bewegt sich im Zweifelsfall gar nichts!
Die äußeren roten Gurte halten das Bettgestell im ausgezogenen Zustand. Die inneren roten Gurte sorgen dafür, dass im zusammengeschobenen Zustand das Lattenrost nicht verrutscht und vor allem nicht klappert. Dafür ist zwischen Profil und Lattenrost noch Fensterdichtband aufgeklebt. Normalerweise liegt eine Decke drauf und man hat 2 Etagen im "Kofferraum".
Zum Aufbau werden nur 2 Sterngriffmittern und der innere rote Gurt gelöst. Anschließend zieht man das Bettgestell vor, legt die Holzstücke unter, dreht die Sterngriffmuttern wieder fest (schlecht in der Mitte zu erkennen) und hat fertig. Der innere Gurt kann aufgerollt oder sonstwo gelagert werden. Normalerweise ist hier noch die zweite Sitzreihe in Fahrtrichtung montiert.
Obendrauf kommt noch die Luftmatratze mit Bettlaken, an die Scheiben kommen Magnetvorhänge, Bettdecke und Kissen rein und fertig ist die Laube.
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Inzwischen waren wir in Norwegen, Schweden, Dänemark, Amsterdam und auf Korsika. Rückenschmerzen oder dergleichen gab es nie, über die Luftmatraze kann man den Härtegrad auch recht gut einstellen.
Nur eine Sache fehlt noch. Wenn man die Schublade ausgefahren hat kann es passieren, dass Sachen aus dem großen Stauraum unter dem Bett nach hinten kullern und die Schublade nicht mehr eingeschoben werden kann. Hier muss ich noch 2-3 Gurte quer Spannen um dies zu verhindern.
Ansonsten würde ich es wieder so bauen.
Bestellt habe ich bei Nix mit zu tun! Die Schublade ist aus der Bucht.
Insgesamt kommt das Gestell auf rd. 400€. Kein Schnapper, aber exakt so wie ich es möchte, sehr stabil und in 70 Nächten auch schon abbezahlt...
So long...