Traggelenk: Alternative zum Selbstbau-Auspresswerkzeug

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  • Ich wollte meine Traggelenke wechseln. Dazu stand das hier im Forum bekannte Auspresswerkzeug von Thomas L. oder der Nexus-Abdrücker als mögliches Werkzeug im Raum. Der Nexus-Abdrücker war mir aber ein bisschen teuer, darum bevorzugte ich den Selbstbau. Für das Auspresswerkzeug muss aber ein Loch mit 56mm Durchmesser in die massive Stahlplatte gebohrt werden. Dafür hätte ich mir eine passende Bohrkrone kaufen müssen, die unter 25€ kaum zu kriegen war. So wäre ich mit ein paar zusätzlichen Euros fürs Material schon bald in der Preisregion, in der der Nexus wieder die sinnvollere Alternative wäre.

    Irgendwann bin ich über einen Beitrag von ostabg: gestolpert, in dem er von riesigen Unterlegscheiben berichtet, die er beim Nexus verwendet, um die Traggelenke einzuziehen. Daraufhin habe ich mal die passende DIN125-Norm durchstöbert und habe bemerkt, dass es tatsächlich Unterlegscheiben in dieser Grösse als Standard-Ware gibt. Mit einer leicht ausgedrehten M52-Scheibe (54mm) oder einer M56-Scheibe (58mm) hätte ich also das geforderte Mass. So war dann auch meine Idee für ein selbstgebautes Werkzeug geboren.

    Ich nehme zwei dieser riesigen Unterlegscheiben und verbinde sie mit Flachstahl-Reststücken. Mit einer massiven Spindel kann ich ein Werkzeug nach dem Prinzip des Nexus-Abziehers bauen. Zum Bau des Werkzeuges reicht dann ein Schweissgerät, und eine Flex, zumindest, wenn man sich mit den Durchmessern der Unterlegscheiben zufrieden gibt. Ich habe jeweils die nächst kleinere genommen und meinen Vater gebeten, sie aufs exakte Mass nach der Anleitung des Auspresswerkzeugs in der Wiki auszudrehen.

    Fürs Werkzeug sind also zwei grosse Unterlegscheiben mit einem Innendurchmesser von 56mm oder wenig mehr, eine etwas kleinere Unterlegscheibe mit einem Innendurchmesser von 50mm, Flachstahlresten mit 12-15cm Länge und ca. 15cm Gewindestange M16 oder stärker mit passenden Muttern nötig. Zum Einziehen der Gelenke habe ich zudem ein kurzes Stück Auspuff-Rohr mit passendem Durchmesser genommen. Die dicken schwarzen Scheiben auf den Bildern stammen aus einem Werkzeugsatz zum Radlagerwechsel. Diese könnte man sicher auch durch Standard-Scheiben im passenden Mass ersetzen, oder die Mutter direkt mittig in die obere Scheibe einschweissen.

    Ich habe die Unterlegscheiben von einem Stahlhandel, der auch Bauunternehmen beliefert, bezogen und habe dafür keine 10€ bezahlt. Mögliche aber teurere Bezugsquellen wären auch hier oder hier.

    Ich denke, die Idee ist am einfachsten mit Bildern zu beschreiben...
    Bild 1: Einzelteile des Werkzeugs (oben beschriebene Konstruktion plus ein paar Scheiben zum Dazwischenlegen)
    Bild 2: Werkzeug zusammengestellt
    Bild 3: Auspressen des Traggelenkes aus dem Querlenker (der untere Konus wurde abgesägt)
    Bild 4: der abgesägte Konus wird separat aus der Exzenterscheibe gepresst
    Bild 5: Einziehen des neuen Gelenkes

    Ich habe mit dem Werkzeug beide Traggelenke an meinem Bus problemlos gewechselt. Die schnellste Variante ist diese Methode sicher nicht, wenn man den Bau noch dazu rechnet. Wer es eilig hat und Arbeitsstunden zählt, ist wohl mit dem Nexus am besten bedient. Ich habe auch nicht den Anspruch, dass diese Methode einfacher als das Auspresswerkzeug von Thomas L. ist, sie war halt nur für meine Möglichkeiten die passendere. Und ich glaube sie funktioniert zuverlässig.

    Gruss Rafael

    PS: Bitte habt Nachsicht mit meinen Schweissnähten, ich habe zum ersten Mal geschweisst.

  • Die Idee finde ich mal richtig gut.

    Hättest du das nur mal ne Woche früher geschrieben.

    Ich habe mir jetzt so ein Ausdrückwerkzeug gekauft, da bei meiner Mutter und mir die Traggelenke getauscht werden müssen und wir bei Mamas Bus etwas Zeitdruck haben, damit der Termin der Nachprüfung nicht verfällt... Es blieb also nicht viel Zeit sich was zu basteln...

    Gruß Björn HH :P

    Suche Verkleidungsteil hinten rechts langer Radstand


    Lasst niemals davon ab, Bier zu trinken, zu essen, euch zu berauschen, zu lieben und die schönen Tage zu feiern!

    Einmal editiert, zuletzt von Björn HH (20. Oktober 2013 um 02:21)

  • Saubere Arbeit, ich trau da immer meiner schweißnaht nicht ;) Ich würde aber anregen darüber nachzudenken, ob es nicht möglich ist die untere scheibe wie beim Nexus in ein U umzuwandeln. Denn das sehe ich gerade als den größten Vorteil des Nexus, das man die Exzenterplatte nicht abhebeln muss vom Traggelenk um dieses Auszudrücken.

  • Coole Idee. Ich hätte Angst, daß mir das Ding unter Druck um die Ohren fliegt. Es hat schon Gründe warum ein ordentlicher Abzieher nicht aus Baustahl gemacht ist.

    E10 ist Mist... es macht Dieselmotoren kaputt

  • Und wo soll das Teil die Energie hernehmen, um durch die Gegend zu fliegen?
    Über das Gewinde werden zwar hohe Kräfte erzeugt, aber es wird kaum Energie gespeichert (dafür müsste sich irgendwas elastisch verformen).
    Sobald die Kraft zu groß wird, verformt sich das Teil. Wenns dann noch weiter geht, dann reisst irgendwo irgendwas (wahrscheinlich eine der Schweißnähte).
    Sobald das passiert, biegt sich das Teil etwas auseinander und das wars.

    Ordentliche Abzieher sind nicht aus Baustahl, damit das Werkzeug als solches verschleißfest ist und halt nicht bei jedem zweiten Gelenk kaputt geht, welches mal etwas fester sitzt. Besonders das Gewinde wird sehr stark belastet.
    Solche Abzieher werden für den Werkstattgebrauch gebaut, wo man im Laufe der Zeit viele hundert Gelenke damit demontiert.

    Einst: EZ 98 RHD VW T4 Caravelle, 08 `11 (255tkm) bis 10 `16 (370tkm)
    Jetzt: EZ 12 VW Crafter L3H2, 09`16 (93tkm)

  • Vielen Dank für die netten Worte!

    Hättest du das nur mal ne Woche früher geschrieben.


    Tut mir Leid ... die Aktion ist schon 2 Monate her, aber ich bin nicht dazu gekommen, den Text zu verfassen. :whistling:

    Saubere Arbeit, ich trau da immer meiner schweißnaht nicht ;) Ich würde aber anregen darüber nachzudenken, ob es nicht möglich ist die untere scheibe wie beim Nexus in ein U umzuwandeln. Denn das sehe ich gerade als den größten Vorteil des Nexus, das man die Exzenterplatte nicht abhebeln muss vom Traggelenk um dieses Auszudrücken.


    Da hast du völlig recht! Mit dem Gedanken habe ich auch gespielt, hatte dann aber Angst, dass die untere Scheibe (8mm stark) zu schwach wird und sich ggf. verformt. Ein Versuch wäre es aber wert. Man könnte auch auf der Unterseite Flachstahl-Stücke aufschweissen, um die Stabilität wieder zu erhöhen. Für zwei Traggelenke stand aber der zusätzliche Aufwand mit möglichem Misserfolg in keinem Verhältnis zur gewonnen Zeit beim Wechsel. Ich habe nochmal zwei Traggelenke zu wechseln. Vielleicht überlege ich mir das nochmal und mache doch eine Öffnung in die Scheibe.

    Coole Idee. Ich hätte Angst, daß mir das Ding unter Druck um die Ohren fliegt. Es hat schon Gründe warum ein ordentlicher Abzieher nicht aus Baustahl gemacht ist.


    Auch ich hatte Bedenken, ob das wirklich hält, und habe beim ersten Einsatz Lederhandschuhe angezogen und den Kopf ein wenig zurück gestreckt. ;)
    Inzwischen wage ich aber zu behaupten, dass die Schweissnähte mehr aushalten, als man mit der M16-Spindel drücken kann. Der eine Konus sass ganz schön fest in der Exzenterplatte. Ich habe die gut geölte Spindel mit einem 24er-Ringschlüssel (wohl 35cm lang) mit meinem Körpergewicht angezogen. Die folgenden paar Schläge mit dem Fäustel auf die Spindel überzeugten den Konus dann, dass er definitiv raus muss. Die Schweisskonstruktion hat das ohne Schaden überstanden.

    Falls aber tatsächlich eine Schweissnaht reissen sollte, stelle ich mir das ähnlich unspektakulär vor, wie es Melchior beschrieben hat. Viel Energie wird beim Anziehen der Spindel nicht gespeichert. Als sich der Konus löste blieb er 20cm daneben liegen.

    Wer regelmässig Traggelenke wechselt, ist mit dem Nexus-Abzieher bestimmt am besten bedient.

    Bei Gelegenheit möchte ich noch testen, ob die Konstruktion mit einer passenden Scheibe auch zum Auspressen der Führungsgelenke taugt.

    Gruss rafael

  • Moin,

    Dazu stand das Forums-Auspresswerkzeug [...] als mögliches Werkzeug im Raum.


    Die Bezeichnung ist mindestens irreführend, denn das Auspresswerkzeug hat nichts mit diesem (oder einem anderen Forum) zu tun. Das Werkzeug wurde, wie in der Wiki auch angegeben, von einem T4-Fahrer (Thomas L.) entwickelt. Thomas hat die Infos dankenswerterweise für die T4-Wiki zur Verfügung gestellt.

    Gruß, UdoZ

  • Ich würde aber für so einen Abzieher eine Trapezgewindestange und passende Mutterrn nehmen. Das ist stabil geht schneller und verschleisst nicht so schnell. :prof:

    unnötig teuer und aufwändiger in der beschaffung.
    Tr16 gibts nicht mal eben im baumarkt. M16 schon.
    stabil ist das metrische Gewinde auch.

    wieso soll das schneller gehen?
    bei gleicher gangzahl und gleicher steigung ist das genau so schnell.
    außerdem kommts hier ja wohl kaum auf ein paar sekunden oder gar minuten mehr oder weniger an.

    der verschleiß ist bei einem "so günstig wie möglich" behilfswerkzeug völlig irrelevant.
    kaum jemand macht damit mehr als zwei traggelenke. selbst wenns mal 4 oder 6 werden, ist das kein Grund auf Trapez umzusteigen.

    ich persönlich finde deinen Vorschlag daher ziemlich unsinnig. aber naja. jedem seine Meinung.

    Einst: EZ 98 RHD VW T4 Caravelle, 08 `11 (255tkm) bis 10 `16 (370tkm)
    Jetzt: EZ 12 VW Crafter L3H2, 09`16 (93tkm)

  • UdoZ:
    Vielen Dank für den Hinweis, ich habe das in meinem Beitrag entsprechend korrigiert. Ich weiss nicht, wieso ich im Kopf hatte, dass das Werkzeug hier entstanden sei...

    t4ichliebedir:
    Ein Trapezgewinde wäre gegen Verschleiss sicher besser gerüstet, wie Melchior aber schreibt, ist ein Trapezgewinde nicht so leicht verfügbar. Man könnte allenfalls eine Schraubzwinge opfern, was aber mehr Schweissaufwand wäre. Beim Trapezgewinde müsste man aber ein Feingewinde wählen, da man mit der sonst doppelt so grossen Steigung bei gleichem Drehmoment nur noch halb so viel Kraft auf das Gelenk ausübt. Eine Trapezgewinde wäre sicher eleganter, aber wohl für den gelegentlichen Einsatz übertrieben.

    Ich meine, dass auch der Nexus-Abdrücker kein Trapezgewinde hat. Die Spindel ist mit G½" x 14Gg. x 110 angegeben.

    Gruss Rafael

  • immer mit nem normalen 2 Arm Abzieher (aus der Firma in Industrieausführung!) und nem Sammelsurium aus Metallscheiben und Zylinderstücken aus der Schrottkiste. Beim Müllwagen (vor knapp ca. 2 Wochen noch komplett oben/unten gewechselt) saßen die Teile extrem fest drin (Baustellenfahrzeug halt!), war einfach nur etwas mehr Kraft an der Spindel des Abziehers nötig.
    Diese speziellen Nexus und Co. Teile sind ja für ne Werkstatt ganz gut, aber der normale Busfahrer wechselt ja nicht alle paar Wochen ein Gelenk.

    Ich wage es mal, ne überhebliche These in den Raum zu schmeißen:

    "Mit nem ordentlichen 2 Arm Abzieher (Industrieausführung), diversen Scheiben/zylindrischen Reststücken, nem ordentlichen Hammer, WD 40 und entsprechende Einwirkzeit, bekommt man alle Traggelenke beim Bus gewechselt"... wenn man denn weiss was man da tut!

    Jetzt kommt Ihr... :whistling:

    Gruß vom Bensmann

    Einmal editiert, zuletzt von Bensmann (20. Oktober 2013 um 13:54)

  • @Bensmann:

    Deine Behauptung, dass man mit einem "ordentliche 2 Arm Abzieher" auch alles wechseln kann, unterschreibe ich! VW hat dafür auch kein Spezialwerkzeug und empfiehlt für die Arbeiten den "Kukko 204-2" (ein Zwei-Arm-Abzieher, bei dem die Arme zusammgezogen werden können). Aber nicht jeder kann einen solchen Abzieher mal übers Wochenende ausleihen. Wenn man dann einen "ordentlichen" kaufen möchte, ist man schnell in der Preisregion des Nexus-Abziehers. Klar hast du noch das Argument, dass ein Zwei-Arm-Abzieher vielseitiger einsetzbar ist. Das muss jeder für seine Situation entscheiden, ob das vielleicht eine einamlige Investition für viele Arbeiten ist.

    Ich habe bereits einen günstigen Zwei-Arm-Abzieher aus dem Baumarkt (15€). Zum lösen der Zahnriemenräder reicht der längstens. Die Spurstangen-Köpfe kriegt man damit auch gut raus. Beim Wechsel der unteren Führungsgelenke musste ich ihn aber ganz schön quälen. Er hat sich tapfer geschlagen und seinen Zweck erfüllt, aber doch gelitten. Die 14mm-Trapezgewinde-Spindel ist wohl nicht dafür gedacht, dass man die mit dem langen Hebel, mit dem ich sonst die Radschrauben löse, festzieht, denn die Verbindungsstücke der Arme haben sich dabei ein wenig gelängt. Er tut aber weiterhin seinen Dienst für die Arbeiten, die er kann.

    Was ich damit sagen will, wie bereits im Eingangsposting erwähnt, möchte ich nicht anmassen, dass diese Methode besser als irgendeine andere ist. Ich war jedoch erfreut, wie problemlos sich mit meiner Idee die Traggelenke im Rahmen meiner Möglichkeiten wechseln liessen.

    Gruss Rafael

    Einmal editiert, zuletzt von rafael_r (21. Oktober 2013 um 21:42)