Was genau geht an der Handbremsmechanik der hinteren Bremssättel kaputt (Bremse schleift, Felge warm, 98er ACV)?

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  • Moin,

    ich habe inzwischen unzählig Geld und Mühe in die Erneuerung meiner hinteren Bremsen (2E2 Scheibenbremsen) gesteckt … bis auf den Punkt, wirklich fabrikneue Bremssättel einzubauen. Bevor ich das nun mache, möchte ich wissen, weshalb genau das die einzige Option ist. Da ich schrittweise so viel Eigenleistung investiert habe, will ich wenigstens wissen, weshalb genau die vergeblich war:-/

    Historie:

    1. Felge hinten links warm/heiß. Bremsbeläge komplett abgeschliffen, Sattel fest.

    2. Werkstatt Scheiben und Beläge tauschen lassen, Sattel wieder gangbar. Auch innere Bremsschläuche getauscht.

    3. Schleift noch immer und Felge wird warm.

    4. Werkstatt bockig … könnte halt für Bremssatteltausch (alleine die Arbeit) 270 € bezahlen.

    5. Vermute festen Bolzen → Reparatursatz besorgt und diesen und die Dichtungen getauscht.

    6. Schleift noch immer und Felge wird warm.

    7. Gebrauchten Sattel in gutem Zustand besorgt (deutlich weniger vermodert, sehr sauber im wichtigen Bereich), auch neuen Bolzen und Dichtungen rein.

    8. Diesen Sattel und neue Führungsbolzen eingesetzt. Gesehen, dass links der Sitz der Führung recht locker.

    9. Schleift noch immer und Felge wird warm.

    10. Gesehen, dass Beläge schräg angeschliffen sind: Sattel sitzt schief?!

    11. Neuen Bremsträger von TRW eingebaut.

    12. Gedacht, dass alles OK. 400 km Fahrt: Gut.

    13. Nochmal 900 km fahrt (nun über 400000 km;-): Wieder Felge warm!

    13. Äußere Bremsschläuche (waren die originalen von 1998) gewechselt, dazu auch Bremsleitungen, da selbige schwächer sind als die Schraubverbindung.

    14. Schrauben an Führungsbolzen waren eher locker … festgezogen mit neuem Sicherungslack.

    15. Rad ist aber doch noch immer schwergängiger und die Felge wurde wieder auf der Fahrt von der Selbsthilfe warm.

    Nun sagen erfahrene Leute, dass die Handbremsmechanik der hinteren Bremssättel für schleichenden Schaden verantwortlich sei. In welcher Form äußert sich das und was wäre die Ursache?

    Nach meiner Beobachtung funktioniert die Handbremsmechanik an meinem alten Bremssattel (habe ich auf dem Tisch) und dem neuen gebrauchten wunderbar. Aber ist es vielleicht eine winzige Subtilität in der Rückstellung, die dann die Beläge leicht schleifen lässt? Kann man das am ausgebauten Sattel erkennen? Bisher hatte ich beim alten nur den Eindruck, dass der neue Kolben sich irgendwie schwerer eindrehen lässt, das könnte sich mit Schmierzustand legen. Auch wenn ich mit dem frischeren Sattel dasselbe Problem habe, wird es der Unterschied nicht sein.

    Mir ist klar, dass ich inzwischen auch einfach 130 € für neue Bremssättel hätte ausgeben können, nachdem ich so oft Stunden in der Werkstatt verbracht habe und x-Mal die Bremsen entlüftet (kostet Miete für das Gerät, jedes mal …). Ich will aber wissen, schon, nachdem ich schön die Bremssättel mit neuen Dichtungen ausgestattet habe, weshalb das noch immer haken kann.

    Es ist ein sehr leichtes Schleifen. Das Rad macht, mit Hand angedreht, so 2 bis 2,5 Umdrehungen. Das rechte macht gerne 5 oder 6. Die Scheibe glüht beim Fahren nicht aus, möchte ichmeinen, und man spürt das nicht. Nur eben, dass die Felge doch warm wird. Nach der ersten Reparatur (Punkt 3) war nach 50 km Autobahn die Felge heiß. Danach war ich langsam (80-90 km/h) ca. 150 km gefahren, hatte auch mal die Handbremse im Fahren angezogen/gelöst … auf dem nächsten Parkplatz schien es OK. Wieder normal den Rest der Strecke gefahren: wieder spürbar wärmer auf der linken Seite.

    Es scheint also eine gewisse Variabilität in der Geschichte zu stecken. Wenn mir nun jemand erklärt, dass es die Handbremsmechanik sein muss, bin ich dankbar, wenn ich das Prinzip dahinter verstehen kann. Und vielleicht ist das ja doch reparabel, wenn man den Sattel ganz zerlegt? Es geht mir halt ums Prinzip und den Lerneffekt. Ich bin mental darauf vorbereitet, halt neue Sättel kaufen zu müssen.

  • Nun sagen erfahrene Leute, dass die Handbremsmechanik der hinteren Bremssättel für schleichenden Schaden verantwortlich sei. In welcher Form äußert sich das und was wäre die Ursache?

    Da hättest du mal gleich hier fragen sollen .. die Werkstatt sollte das aber auch wissen.

    Das Handbremsseil läuft (in diesen Fällen meistens) in den seitlich zum Rad hin gehenden Führungen schwer - diese sind innen verdreckt oder korrodiert. Dadurch schleift die Bremse nach einem einmaligen Ziehen der Handbremse immer leicht und das führt zu den Problemen.

    Ein neues Handbremsseil inkl Führung (Hülle) hätte nach Tausch der Beläge und Scheibe vermutlich gereicht.

    Man erkennt es nicht am ausgebauten Sattel - da die Handbremsseile das Problem verursachen - nicht die Handbremsmechanik an sich.

    Gruß, Jörg

  • Oh! Das war fix. Danke, dass du das gleich ansprichst: Nach dem ersten Werkstattaufenthalt hatte ich die hinteren Bremszüge auch schon gegen neue von Ate getauscht. Habe ich vergessen zu erwähnen.

    Also summiert ist an der Bremse nun alles ab Zugstange der Handbremse und inneren Bremsschläuchen gewechselt worden.

    Die Mechanik im Sattel selbst spinnt nicht?

    Edit: Auf der rechten Seite war in der Tat zu sehen, dass die Handbremse nicht ganz zurück ging (Abstand zum Anschlag am Sattel) … aber die Seite hatte ja gar kein Schleifproblem. Bei beiden Sätteln geht der Hebel nun brav auf ca. 1 mm Abstand zurück.

    Einmal editiert, zuletzt von Durstschmecker (17. Juli 2020 um 10:47) aus folgendem Grund: Nachtrag Handbremshebel am Sattel

  • Jörg war wieder schneller. :)

    Wäre erstmal das naheligenste und ne 5min/20€ Reparatur.

    EDIT: Achso, hast du schon gemacht. Wichtiger Hinweis, der gefehlt hat.

    Hast du eigentlich ABS oder ne LAB an der Hinterachse?

    Warum Fenster, wenn mir die Sonne aus dem Hintern scheint?

    Einmal editiert, zuletzt von empire (17. Juli 2020 um 10:47)

  • Was ist LAB? ABS habe ich. Ich habe sogar schon den ABS-Sensor getauscht, da dieser beim Ausbau des Bremsträgers beschädigt wurde. Was für ein Kampf. Ich habe noch nie sowas festgebackenes erlebt. Unter Vollzerstörung rausgebohrt. Die alte Schraube ist noch drin, da der Kopf abgebrochen ist … Sensor mit Polymerkleber nun auf dem Stumpf fixiert.

  • Ah, danke. Ne, LAB habe ich nicht … das ABS regelt ja den Bremsdruck. Ich habe mal Fahrzeugdaten im Profil nachgetragen.

    Wenn was mit dem Druck nicht stimmt, müsste ja Öffnen der Entlüftungsschraube das Rad freigeben, richtig? Den Eindruck habe ich nicht …

  • Neben den festgerotteten Handbremsseilen in der Seilführung:
    Handbremse macht im Sattel ab und an Ärger, weil der Hebel im Sattel korrodiert, schwergängig wird und irgendwann nicht mehr zu bewegen ist.
    Ich hatte auch schon, dass dadurch die Durchführung undicht war und bei jeder Bremsung Bremsflüssigkeit rausgedrückt hat, bis der Behälter leer war.

    2. Punkt ist falsche Rückstellung der Kolben, dann wird innen der Rückstellmechanismus zerstört. Die Beläge stellen sich nicht mehr richtig nach.

    Nach deiner Beschreibung sind aber die Bohrungen im Bremssattelhalter defekt - aufgeweitet. Passiert ab und an durch Korrosion, wenn man zu spät merkt, dass die Manschetten defekt und das Fett weg ist. Die Führung des Bremssattel ist dadurch nicht mehr parallel, läuft schief, verklemmt.

    Kannste soviel Führungsbolzen tauschen wie du willst. Es hilft leider nur - neuer Bremssattelhalter.

    Nachtrag: Bj. 98 heist noch nicht automatisch ABS und kein LAB!
    Bremse sollte 2E2 sein -> die Bleche kommen an die Beläge?!
    Vor 2E2 ohne Bleche, neuer Halter immer mit Bleche.

    Hauptsache die Kiste fährt.

    Einmal editiert, zuletzt von PeMu (17. Juli 2020 um 11:13)

  • Wenn dein Hebel vom Bremssattel nicht GANZ zurück geht dann kann dein Kolben im Bremssattel auch nicht von der Scheibe weg gehen.
    Stell deine Handbremse etwas lockerer und prüfe.

    Prüfe aber nicht immer nur das eine Rad ob es warm wird. Vergleiche beide Räder miteinander

    Es ist kein Auto! Es ist ein Familienmitglied.....!

  • Ich stelle nochmal die Handbremse etwas lockerer, so dass der Hebel gerade den Anschlag berührt, wenn das sofort nix macht, drehe ich _nochmal_ den Bolzen zurück.

    Die Rückstellung habe ich immer brav mit Drehung gemacht.

    Und ja, bei Bremsträger/Bremssattelhalte sprechen wir von demselben Ding, denke ich. Der ist getauscht.

    Edit: Ich hatte dem Wiki entnommen, dass ein minimaler Abstand des Handbremshebels sinnvoll ist, evtl. eine Fehlinterpretation. Aber so ist es ja auch rechts und da schleift nix. Tatsächlich schliff es auf der rechten Seite nicht, wo der Hebel durch den alten Bremszug noch deutlich weiter als 1 mm entfernt war …

    2 Mal editiert, zuletzt von Durstschmecker (17. Juli 2020 um 11:27) aus folgendem Grund: 1 mm

  • müsste ja Öffnen der Entlüftungsschraube das Rad freigeben, richtig? Den Eindruck habe ich nicht …

    Wenn das so ist, ist wohl tatsächlich der Kolben des Sattels fest.

    Wenn Du schon an der Bremse testweise rumschraubst, kannst auch den Sattel wechseln.

    Hier is der Linke Sattel,

    https://www.daparto.de/Teilenummernsu…&kbaTypeId=3685

    Deine Bremse sollte die 1LB sein. Siehst Du auf dem Aufkleber mit den Austattungscodes. Somit hätte die HA die Bezeichnung 2E2.

    Danach sollte ruhe sein.

    Wenn tatsächlich die Bremssattelhalter/Träger getauscht wurden (beide seiten), mach für Dich auch beide Sättel.

    Hier is der rechte Sattel,

    https://www.daparto.de/Teilenummernsu…&kbaTypeId=3685

    Dass die für den Wechsel des Sattels aber 270 Euro nehmen wollen, is krass.

    Dafür würd ich das auch tun... ;)

  • Deine Bremse sollte die 1LB sein. Siehst Du auf dem Aufkleber mit den Austattungscodes. Somit hätte die HA die Bezeichnung 2E2.

    1LU. 1 LB ist 300 und 313. 2E2 ist korrekt. ;)

    Bei der ganzen Liste da oben, hätte ich den schon viel früher getauscht.

    Aber man muss auch immer an den Erfahrungswert denken, wenn man immer erstmal alles drumherum macht...

    Warum Fenster, wenn mir die Sonne aus dem Hintern scheint?

  • Wie gesagt, im Wechseln von Sätteln habe ich langsam Übung, so oft wie ich die ab- und angebaut habe;-) Ich bin halt ein wenig stur und will wissen wie das da nun genau funktioniert. Zumal …

    … das ja im Grund das ist, was ich habe, bis auf die Oberflächenbehandlung, dass er wieder glänzt. Ich hatte meinen alten mit neuen Dichtungen und Bolzen überholt. Dann hatte ich den Verdacht, dass der alte sich halt durch Hitze oder sonstwas irgendwie leicht verzogen hat, und habe nen optisch sehr schicken gebrauchten geholt und auch da Bolzen und Dichtungen frisch gemacht. Das Handbremsgedöns ist ja zu einem guten Teil im Bolzen drin, mit Sprengring gesichert. Das habe ich vom alten auf den neuen Bolzen getauscht, auch schön die Schmiere da rein, wo sie soll. An der Dichtung des Handbremshebels tritt nix aus. Ein wenig habe ich halt die Angst, dass ein neuer oder professionell überholter dann auch nichts ändert.

    Wie wäre denn überhaupt die Meinung hier: Wäre ein überholter, mal früher von TRW gefertigter Sattel besser als ein komplett neu fabrizierter für denselben Preis, oder sind die „neu fabrizierten“ (von ABS z.B.) auch alle überholte alte von TRW?

  • Wenn es wirklich am zu eng eingestellten Handbremsseil liegt dann bringt Sattel tauschen genau so wenig wie den „Druck“ über die entlüftungsschraube ablassen.
    Dann hilft es nur das Seil länger zu machen.

    Es ist kein Auto! Es ist ein Familienmitglied.....!

  • ... nach dem ich bei mir 5x in 3 Monaten die Hebelmechanik des Bremssattel wieder gangbar gemacht hatte und das ganze nach jewals 1-3 Wochen wieder geschliffen hat, habe ich beim Winterbussi die Bremssättel rausgeschmissen und durch ein paar günstige (nicht billige) aus der Bucht ersetzt.

    Logischer weise ging beim Ausbau der Bremsschlauch nicht von der Bremsleitung ab und zum Scluß habe ich dann auch noch den Überwurf abgerissen. Also auch noch 2x Bremsschlauch neu und 1x Bremsleitung neu biegen :( Teile hatte ich dann schon mal vorsichtshalber dabei :) da Bühnennutzung nach Zeit aberechnet wird!

    Seit dem schleift nichts mehr.

    Die alten Bremssättel zum Werkstattmeister geschleppt und gesagt überholen als Reserve. Der Meister mich mitleidig angegrinst und gefragt: Handbremshebel fest ?

    Ich jo so isses. Er meinte nur, dort in die Tonne. Im Repsatz ist nichts für die Verstellmechanik der Handbremse bei und die Dichtngen dafür sind nicht zu beschaffen.

    MfG der Kay