Notreparatur/Lagerschalen gewechselt! - Schraube Lagerbock Kurbelwelle beim ACV komplett raus gedreht

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  • Hallo Forumsgemeinde,

    ich bin neu hier im Forum und habe mich angemeldet, weil ich mir mal wieder einen T4 zugelegt habe und dabei bin ihn schön herzurichten. Leider macht er mir nun nach kurzer Zeit schon große Sorgen.

    kurz zum T4: EZ: 12/2001, ACV 75kw/102PS, ca. 230000 km, mit Klima und Standheizung, Zahnriemen vor knapp 10000 km neu, Anlasser neu, Zusatzwasserpumpe neu, Thermoschalter F95 neu, Lack komplett neu

    Und nun zum Problem. Letztes Wochenende habe ich beim Ölwechsel einen Bolzen aus der Ölwanne gezogen. Er war komplett raus gedreht und nicht abgerissen. Ich hatte da schon eine böhse Vorahnung und hab den Bus dann in eine Werkstatt gebracht, um mal nachschauen zu lassen, was da unten genau los ist. Wie schon vermutet ist das Fazit ist eine fehlende Schraube an einem Lagerbock. Die Lagerschalen sind hinüber, aber die KW soll zum Glück in Ordung sein. Wenn die Schraube wieder rein geschraubt und festgezogen wird, ist die KW fest. Die Werkstatt meinte dazu, dass Material am Lagerbock fehlt und er daduch mehr klemmt, ähnlich einer Schraubzwinge. Weiterhin meinten sie natürlich sofort, dass der Motor getauscht werden muss usw.

    Es könnte doch sein, dass die Lagerschalen verschmutzt sind oder sich was rein gezogen haben, so dass die feste KW durch die kaputten Schalen kommt.

    Ich habe in einem Beitrag von Jalle91 (Schraube Lagerschale Kurbelwelle abgeschert AXG 217000km) gelesen, das er erstmal nur die Lagerschalen getauscht hat und damit weiter gefahren ist. Das wäre auch meine Idee als günstige Notlösung, anstatt für viel Geld gleich alles raus zu reißen und den Motor zu tauschen.

    Wie seht ihr das? Kann man das machen oder sollte man doch den Motortausch/Instandsetzung vorziehen?

    Viele Grüße, Damian

    3 Mal editiert, zuletzt von dake (25. Juli 2016 um 21:09)

  • Hallo,

    der fehlende Bolzen hat sich gar nicht bemerkbar gemacht. Der Motor hat sich völlig normal angehört und es war auch kein Leistungsverlust oder ähnliches spürbar. Wenn man richtig Gas gegeben hat, hat er etwas mehr gerußt als ich das von den TDIs her kenne, aber das hätte ich nicht auf so einen Defekt geschoben.

  • einfach nur die verbogene Lagerschale erneuern und
    aber alle Bolzen erneuern würde ich.

    Bullidays 2013

    Forumsjunkie: T4forum, Trialforum, W124Forum, Renault Flocar Forum, BMW F650 Forum, ADD-E Next Forum

  • Du kannst die Pleul-Lagerschalen komplett erneuern auch bei eingebauter Kurbelwelle, habe das auch schon gemacht.

    Mit einer alten Lagerschale kannst du die oben liegende Schale raus schieben.

    So kannst du dir auch gut ein Bild von den anderen Lagerschalen machen und die lagerstellen der Kurbelwelle prüfen.

    LG Jörg

    Gruß ONCLEBENZ

  • Mit einer alten Lagerschale kannst du die oben liegende Schale raus schieben.


    Jörg, danke für den Tipp.

    Ich hab gerade gesehen, dass ich mich oben unklar ausgedrückt habe. Das Problem ist nicht ein Pleullager sondern ein Hauptlager von der KW.

    Grüße, Damian

  • Den Lagerdeckel könnte es etwas verbogen (Schlag von der Kurbelwelle beim Abfallen) haben oder eine Kante hat evtl. eine Delle/Verformung welches die neue Lagerschale klemmen läßt.
    Also erstmal pingeligst mit Haarlineal alle Flächen abfahren oder mit einer kleinen feinen Feile drüberstreicheln.
    Sollte das nichts bringen hätte die Werkstatt die Kurbelwelle mal ohne Lagerdeckel (aber mit zum Block eingelegter Lagerschale) durchdrehen müssen um zu fühlen ob die Kurbelwelle verbogen ist - dann wäre immer beim selben Drehwinkel ein mehr oder wenig großer Widerstand zu spüren. Professioneller geht es mit einer verstellbaren Messuhr am Magnetständer auf den Lagersitz. Evtl. Glühkerzen rausschrauben um die Kompression zu vermeiden.
    Sollte es tatsächlich eine gestauchte Lagerdeckelfläche sein wird es schwierig ohne Tauschblock - evtl. könnte man noch Lehrenblech im ermittelten hundertstel Milimeterbereich absolut parallel auf die Trennfläche kleben. Hier sollte dann aber mit Plastigage (Beispiellink) die richtige Toleranz geprüft werden.

    Viel Erfolg,
    RalphCC


  • Jörg, danke für den Tipp.

    Ich hab gerade gesehen, dass ich mich oben unklar ausgedrückt habe. Das Problem ist nicht ein Pleullager sondern ein Hauptlager von der KW.

    Grüße, Damian

    Ich habe mich unglücklich ausgedrückt, ich habe auch die Hauptlager gewechselt, da geht das gut mit der alten Lagerschale.

    Wie Ralph schreibt, wenn die Welle einen Schlag hat, dann würde sie sich mit unterschiedlichem Wiederstand drehen lassen je nach Lage, der Lagerbock wird sich nicht verzogen haben,

    würde ihn im Bereich wo die Lagerschale aufliegt leicht mit feinem Schmirgel abziehen, da wirst du möglicherweise einen kleinen Krater der durch einen harten Kontakt entstanden ist abnehmen müssen.

    Aber wie gesagt, wenn du schon dabei bist, mach alle Lager neu. Und die Schrauben nat. auch.

    Gruß ONCLEBENZ

  • So, ich habe gestern Abend noch mit Jalle91 telefoniert. Er hatte auch dieses Problem (allerdings an einem AXG) und kam mit einem Lagerschalenwechsel davon. Sein so reparierter Motor läuft schon seit 15000 km. Auch chipen auf 190 PS machte keine Probleme. Ich bin jetzt eigentlich ganz zuversichtlich das ich meinen Motor auch wieder hin bekomme. Ich werde kommende Woche Teile besorgen und mich am Wochenende ans reparieren machen.

    (Erfolgs-)Berichte und Fotos folgen...

    Grüße, Damian

  • So, letztes Wochenende war es nun soweit. Letzte Woche hatte ich mir von VW einen Satz Hauptlagerschalen (obere und untere Schale) und 12 Hauptlagerschrauben besorgt.
    Dazu noch Kleinkram wie Ölwannendichtung, Bremsenreiniger, Öl, Filter usw.

    Nachdem die Ölwanne runter war sah es so aus.

    ohne Wanne_klein.png

    Naja, erstmal den Lagerbock komplett abgenommen und die alten Lagerschalen rausgeholt. Die Schalen waren natürlich Schrott.

    Schale unten_klein.png Schale oben_klein.png

    Dann habe ich mal per Hand den Motor durchgedreht und die Welle kontrolliert.
    Leider nur optisch, da ich die Messuhr auf Arbeit vergessen hatte. Die Welle war augenscheinlich aber in Ordnung.

    Welle_klein.png

    Dann habe ich mir den Lagerbock genauer angeschaut und mal einen Winkel drüber gelegt. Zum Glück ist er gerade geblieben.

    Winkel_klein.png

    Durch die fehlende Schraube hat der Lagerbock angefangen zu klopfen/zu arbeiten (was man aber merkwürdigerweise nicht gehört hat).
    Dadurch ist ein kleines Stück vom Motorblock abgeplatzt und die Auflageflächen wurden etwas gestaucht. Man kann deutlich den Abdruck auf dem
    Lagerbock sehen. Das abgeplatzte Stück ist ungefähr daumennagelgroß und ca. 2-3 mm dick.

    Ausbruch2_klein.png Abdruck_klein.png

    Naja, ich hab trotzdem die neuen Lagerschalen eingesetzt. Um die obere Schale einsetzen zu können, habe ich alle Hauptagerschrauben, bis auf die beiden getriebeseitigen, gelöst.
    Damit bekommt man minimal Luft und man kann die Schale vorsichtig rein drehen.
    Dann habe ich alles wieder mit den alten Schrauben zusammen geschraubt und die Schrauben angezogen um zu sehen, ob sich der Motor noch drehen lässt.
    Es war aber nichts zu machen, der Motor war fest.

    Die Schraube die gefehlt hatte, habe ich dann wieder gelöst und nur ganz leicht angezogen. Der Motor ließ sich jetzt schon kaum noch drehen.
    Trotzdem habe ich es dann so versucht, wie Jalle91 es mir am Telefon erklärt hatte. Er hat bei sich die fehlende Schraube Stück für Stück
    fest gezogen und dabei immer den Motor gedreht, damit sich die Schale einschleift. Er hat das so lange gemacht, bis er die Schraube
    richtig anziehen konnte und dann den Motor gestartet und laufen lassen. (Das ist natürlich nur die ganz kurze Kurzfassung ;) )
    Bei mir hat das allerdings nicht funktioniert. Der Lagerbock hatte durch die Stauchung einfach zu viel Klemmung.

    Dann habe ich angefangen mit Zehntelscheiben und Lehrenband/Unterlagsfolien zu arbeiten. Durch viel probieren kam ich dann auf eine
    "Unterlegscheibe", die etwa 0,3 mm dick sein muss. da ich nun nicht mehrere Zehntelscheiben aufeinander legen wollte und mir die Auflagefläche bei den Scheiben auch zu klein war,
    suchte ich was geeignetes um eine Scheibe zu bauen. Ich fand ein gutes altes Stahlmaßstab, welches 0.35 mm dick war. Daraus habe ich mir dann eine Scheibe angefertigt, die genau zum
    Abdruck auf dem Lagerbock passt. Ich habe leider kein Foto von der Scheibe, habe ich im Eifer des Gefechtes vergessen. Sie sieht aber ungefähr so aus:

    Abdruck_Scheibe_klein.png

    Damit hab ich wieder alles zusammen gebaut, aber der Motor drehte mir zu leicht. Es war so, als ob der Lagerbock wie vorher lose wäre. Also alles wieder auseinander genommen
    und die Scheibe mit 1000er Wasserschleifpapier bearbeitet. Nachdem ich 0,05 mm abgeschliffen hatte, wieder alles wieder zusammen bauen und Motor drehen.
    Siehe da, Motor geht schwer zu drehen, aber er dreht. So habe ich es dann gelassen und alle Schrauben durch neue ersetzt und mit richtigem Moment angezogen.
    Danach habe ich dann per Hand den Motor gedreht und gedreht, bis er wieder leichter ging. Um zu prüfen, ob der Anlasser den Motor durch dreht, habe ich kurz
    (vielleicht 1 Sekunde) den Anlasser drehen lassen. Hörte sich gut an. Also wieder die Ölwanne dran, Öl auffüllen und anlassen.

    Motor sparang ohne Probleme an und es waren keine auffälligen Geräusche zu hören. Hab ihn dann so erstmal ne halbe bis eine Stunde im Stand laufen lassen. Bin dann gestern Abend noch ein bisschen gefahren, so dass der Motor auch mal richtig warm wurde und auch das war kein Problem. So werde ich erstmal weiter fahren.

    Für alle Kritiker:
    Ich weiß, das dies nur eine Notreparatur ist und die Sache mit der Unterlegscheibe eine behelfsmäßige Lösung ist. Es ist aber ein Versuch, den Motor mit geringem Kostenaufwand
    wieder flott zu machen ohne gleich Tausende für einen Motortausch/eine Instandsetzung auszugeben. Wenn es eine Zeit lang hält ist das doch super. Wenn nicht, habe ich knapp 100 Euro
    und ein Wochenende Schrauben in den Sand gesetzt.

    Grüße, Damian

    Einmal editiert, zuletzt von dake (25. Juli 2016 um 21:07)

  • Finde ich gut wie du da rangegangen bist, pragmatisch korrekt.
    Defekt ist eh, lass laufen das Teil ! :erster:

  • Hallo,

    kann dir Mut machen. Habe es auch so gemacht(ohne abgebrochenen Bolzen). Habe die Kolben nach unten rausgezogen
    und neue Kolbenringe raufgemacht. Hatte aber Glück, die Lagerschalen waren wie neu.
    Fahre jetzt schon 3Jahre damit und er läuft tadelos. Kein Ölverbrauch oder andere Fehler bei 342 000Km.

    Freundliche Grüße
    Hanner

  • Morgen,

    ich habe günstiges Öl aufgefüllt und den Filter noch drin gelassen. Den hab ich ja erst vor 2 Wochen gewechselt. Diese Woche läuft er noch so und am Wochenende mache ich nochmal Öl- und Filterwechsel. Dann kommt gutes Öl rein.

    Grüße, Damian

  • Hallo Damian!

    Respekt vor so viel Mut! Freut mich, wenn er unter diesen Umständen wieder läuft.

    Wenn es mein Motor wäre, würde ich eine Öldruckanzeige + Öltemperaturanzeige einbauen und beobachten, ob sich da was verschlechtert.
    0,3mm zusätzliches Spaltmaß sind ein Eckhaus! Nachdem sich das Öl ja den Weg des geringsten Widerstands sucht, kann sein, dass die betroffene und auch die anderen Lagerschalen zu wenig abbekommen....

    Mittelfristig wirst Du Dich wohl um einen anderen Block umsehen müssen..

    Günter

  • Die 0,3mm Spaltmaß lagen ja nur an der Auflagefläche des Lagerdeckels an, welche ausgeglichen wurde. Die hier experimental ermittelte Passung zwischen Kurbelwellenlager und Lagerschale hätte ich aber noch versucht mit Plastigage zu prüfen. Die Geschichte mit "klemmt/klemmt gerade nicht mehr/leicht schwergängig/Wurfpassung" ist doch etwas zu wage. Gerade auf die erwähnte Ölmengenverteilung bezogen.
    Viel Glück & Gruß, RalphCC

  • Ich finds super.

    Ich hätte es genauso gemacht. Um.das Öl würde ich mir keine gedanken machen, da sind solche mengen dahinter, da macht das so gut wie nix aus. Ansonsten kann man immernoch auf ein 10w40 oder 15w40 umsteigen, das ist etwas zäher

    beste grüße aus der Holledau Michel

    Münchener Bulli Stammtisch

    Meine Umbaustory zum Grünen Bären hier
    Der Trend geht zum 2. BUS :D 95er ABL Trapo
    Der Trend geht zum 3. BUS 91er AAB Pritsche

  • Ich würde mir das allerdings beim nächsten Ölwechsel nochmal angucken ...ich denke das Blech was du eingebaut hast wird sich noch etwas setzen und die Schrauben somit auch nicht mehr fest sein. Also nächstes mal nachziehen dann ist Ruhe. Wegen der Schmierung würde ich mir jetzt auch nicht solche sorgen machen.

    Geht nicht gibt's nicht !

    Einmal editiert, zuletzt von Jalle91 (26. Juli 2016 um 11:44)

  • Wenn sich alles mal wieder gesetzt hat, kann es evtl auch wieder ohne dein Blech laufen...die Grundfläche sieht nämich nicht gestaucht aus.
    .. falls Du Dir wirklich alles noch mal anschaust, würde ich das testen
    Hab auch schon oft genau so geschraub...LÄUFT :thumbup:
    gruß Christoph

    Grüße Christoph