Hallo zusammen,
Da gerade die Kühlboxsaison beginnt und mich selbst vor ein paar Wochen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, möchte ich hier mal einen kleinen Vergleich zwischen der allseits bekannten Engel MR040 und der Mobicool FR40 einstellen.
Die Rezension ist als Kaufentscheidung für alle gedacht, die vor der Anschaffung einer Kühlbox stehen und soll niemandem seine bereits gekaufte, teure Box madig machen. Wer bereits eine Box hat (insbesondere eine Engel) sollte also vielleicht nicht unbedingt weiterlesen.
Ich fang mal mit meinen Anforderungen an eine Kühlbox an. Diese dürften sich mit den Wünschen der meisten potentiellen Kühlboxkäufer hier im Forum decken:
- Geringe Stromaufnahme, so dass die Box bei Stillstand auch mal 2 Tage ohne Landstrom auskommt
- Stehhöhe für 1,5l-Flaschen
- Geringe Lautstärke (Die Box steht im Auto nur 2 m von meinen Ohren entfernt und soll mich nicht beim Schlafen nerven)
- Kühlleistung unabhängig von der Umgebungstemperatur
- Einigermaßen transportabel, damit ich sie auch für Festivals und Zeltlager nutzen kann
Nach intensiver Recherche im Internet, stand für mich fest, dass es nur eine Kompressorbox werden kann, die durch die gewünschte Stehhöhe bedingt ca 40l Inhalt haben muss.
Ich hatte 3 verschiedene Modelle in der engeren Auswahl: Waeco CF40, Engel MR040 und Mobicool FR40 quasi als Low Budget Variante. Die Waeco war mir viel zu teuer (mittlerweile ist der Preis ein wenig gefallen), so dass ich sie nur ins Auge gefasst habe, falls mir die beiden anderen gar nicht zusagen sollten. Da ich sie nicht in den Fingern hatte, kann ich auch gar nichts weiter dazu sagen.
Die Engel lag preislich etwas über dem von mir angepeilten Budget, allerdings hat mich der Schwingkompressor angelacht und da sie in verschiedenen Foren und Bewertungen als DIE Box bewertet wird, habe ich sie einfach mal bestellt um überhaupt mal eine Vorstellung von Kühlboxen in dem Preis- und Anforderungsbereich zu bekommen.
Sie kam dann auch super verpackt und sehr hochwertig wirkend an. Nach dem Auspacken hab ich dann erst gemerkt, was 22 kg bedeuten. Ich bin alles andere als schwächlich gebaut, aber die Ausmaße und das Gewicht der Box sind schon heftig. Für Festivals, bei denen man sie auch erstmal anschleppen muss, ist sie definitiv zu klobig und spätestens mit Inhalt zu schwer. Als ich sie dann in meinen Bus gestellt habe (hinter den Fahrersitz), war da auf einmal verdammt wenig Platz übrig. Dabei waren da die (starren und weit ausladenden) Griffe noch gar nicht angeschraubt und ich hab sogar einen Bus mit langem Radstand.
Beim Bestücken der Box zum Testen der Kühlleistung kam dann das ganz große Erwachen: Ein Verschluss saß schief, der andere ging in meinen Augen zu leicht auf. Der Kühleinsatz (nicht der Gitterkorb, sondern der Metalleinsatz, in dem die Kühlkanäle verlaufen) war verzogen und die Dichtlippe im Deckel war falsch eingebaut, so dass sie nicht 100%ig abdichtete. Ähnliche Unschönheiten hatte ich bereits in mehreren Rezensionen bei verschiedenen Onlinehändlern (und auch hier im Forum) gelesen. Zwei E-Mails an den Kundensupport von Roega blieben unbeantwortet.
Ich war schon sehr enttäuscht, die Box ist ja ziemlich teuer und ich hatte mir dementsprechend viel erwartet.
Ausprobiert hab ich sie natürlich trotzdem:
Die Kühlleistung ist war wie erwartet gut, allerdings stand sie nur im Wohnzimmer an 230 V, musste einen Kasten Wasser auf 3° runterkühlen und kühl halten. Das macht sie auch anstandslos. Der vielgelobte Schwingkompressor macht dabei aber ziemlich viel Geräusche. Beim Fernsehschauen hat es nicht unbedingt gestört, war allerdings auch nicht zu überhören. Wie sie sich an 12V und mit gelegentlicher Entnahme des Kühlguts verhält, kann ich leider gar nicht sagen, weil die Entscheidung nach dem Wohnzimmertest und mit den Mängeln im Hinterkopf schon gefallen war. Ein Nachteil bei 12V-Betrieb ist auf jeden Fall das Nichtvorhandensein eines Unterspannungsschutzes. Mich hätte das weniger gestört, weil ich im Bus sowieso einen habe. Je nach Nutzung könnte dieser Punkt aber für den einen oder anderen interessant sein. Außerdem ist das manuelle Prüfen der Temperatur auf Dauer nervig. Eine eingebaute Temperaturanzeige hat sie leider nicht.
Zusammengefasst:
+ Sehr stabile Ausführung
+ Kühlleistung
+ Aufschlagrichtung des Deckels wechselbar
- Mangelhafte Verarbeitung
- Erstaunlich laut
- Kein Unterspannungsschutz
- Keine Temperaturanzeige
- Größe und Gewicht
- Preis
Ich hab mir dann eigentlich eher spaßhalber die Mobicool FR40 bestellt, um einen Direktvergleich mit der Engel zu haben.
Das Design ist eher altbacken, was für mich aber zweitrangig ist. Ich will ja nur Getränke kühlen und kein Feng Shui im Bulli betreiben. Allgemein wirkt sie etwas "plastikmäßiger" als die Engel, stabil ist sie aber trotzdem. Sofort positiv aufgefallen ist mir das Gewicht und die Ausmaße der Box. Sie ist bei gleichem Kühlvolumen wesentlich leichter und kompakter als die Engel, ist aber scheinbar ähnlich gut isoliert und hält ihren Inhalt auch ohne Stromzufuhr einen Tag kühl (natürlich nicht auf der eingestellten Temperatur, man merkt aber auch abends noch, dass die Getränke gekühlt wurden und muss keine warme Plörre trinken). Die gewünschte Temperatur kann per Knopfdruck eingestellt werden (Engel: Einstellrad ohne Temperaturanzeige) und die aktuelle Temperatur wird permanent auf einem Digitaldisplay angezeigt. Den Wohnzimmertest hat sie erwartungsgemäß bestanden. Die Kühlleistung war dabei vergleichbar mit der Engel.
Zur Stromaufnahme an 12 V will ich nur sagen, dass ich sie - beladen mit dem obligatorischen Kasten Wasser - knapp 40 Stunden an einer 11 Jahre alten 44 Ah Batterie betrieben habe, bis der Tiefentladeschutz abgeschaltet hat (Dieser war auf 11,8 V Abschaltspannung eingestellt, Außentemperatur tagsüber ca 25°). Im Bus mit einer 95 Ah-Batterie hält sie dann entsprechend länger. Egal wie Engel, Waeco und Konsorten sich da schlagen, der Test hat mich völlig überzeugt und ich hab sie behalten.
Zwei Tage später sind wir in den Urlaub gefahren und sie musste sich im Praxistest in Italien beweisen. Sehr angenehm ist, dass sie eine Vorrangschaltung für 230 V besitzt. Das heißt man kann sie permanent an 230 V und 12 V eingesteckt lassen und muss nicht aufpassen, dass sie nicht von zwei Stromquellen „überfüttert“ wird. Sie schaltet einfach automatisch auf 230V-Betrieb um, sobald Landstrom anliegt. Das Umschalten bekommt man dabei gar nicht mit. Diese Eigenschaft ist übrigens nirgends im Internet erwähnt, auch nicht auf der Mobicool-HP, wurde mir aber vorher durch den Kundensupport bestätigt.
Lautstärketechnisch ist sie subjektiv ein wenig leiser als die Engel. Das Geräusch ist aber ein anderes. Der Kompressor an sich läuft sehr leise, wird aber durch einen Lüfter gekühlt. Somit klingt sie eher wie ein Desktop-PC. Das stört aber nicht mehr als der laute Kompressor der Engel. Beim Einschlafen hat man gelegentlich gemerkt, dass die Box läuft, allerdings macht sie das nicht permanent, sondern nur alle halbe Stunde für ca. 5 min. Mich hat das Geräusch überhaupt nicht gestört, sondern eher eingeschläfert. Zwischen den Laufintervallen hat man auch genügend Zeit um einzuschlafen und beim nächsten Zyklus ist man normalerweise schon im Land der Träume (Beim Festival ist das Geräusch aber erfahrungsgemäß eh sch...egal ).
Beim Beladen ist zu berücksichtigen, dass der Aufbau des Kühlraums nicht quaderförmig ist, weil der Kompressor rechts oben verbaut ist. Das hat den Vorteil, dass die entstehende Wärme schön nach oben abziehen kann, schränkt allerdings den Platz darunter etwas ein, so dass hier nicht die volle Stehhöhe gegeben ist. Achtung: Das nutzbare Volumen bleibt weiterhin bei ca. 38 l, nur die volle Höhe ist an dieser Seite der Box nicht gegeben. Es passen aber trotzdem noch 6 Bierflaschen (bayrische Form) darunter. Man hat also ca. 32 l mit voller Stehhöhe und 6 l mit Bierflaschen/-dosenhöhe zur Verfügung (Es passen übrigens sogar die 2l-Wasserflaschen aus Italien aufrecht rein).
Die Box hat natürlich auch Griffe zum Transportieren. Diese wirken aber etwas wackelig und nicht sonderlich stabil. Ich hab sie zwar schon voll beladen vom Auto in den dritten Stock gewuchtet und sie hat es locker weggesteckt, allerdings möchte ich das nicht allzu oft machen. Lieber sollte man vorher das Kühlgut entnehmen und die Griffe dadurch entlasten.
Als kleines Gimmick hat sie übrigens sogar eine LED als Innenbeleuchtung. Darauf hatte ich beim Kauf nicht geachtet, war dann aber sehr froh darüber. So hat man auch im Dunkeln Zugriff auf die Box und muss nicht immer das große Licht im Bus anschalten, was der nächtlichen Mückenplage entgegenwirkt.
Der größte Pluspunkt der Mobicool FR40 ist allerdings der Preis. Ich hab sie für 270 € bei einem bekannten Onlinehändler erstanden. Die Engel kostete zu dem Zeitpunkt 500 € und die Waeco 600 €. Spricht denke ich für sich...
Zusammengefasst:
+ Gute Kühlleistung
+ Geringe Stromaufnahme
+ Unterspannungsschutz (3 Stufen einstellbar)
+ Temperaturanzeige
+ Geringe Lautstärke
+ Vorrangschaltung für 230V
+ Stehhöhe für 2l-Flaschen
+ Innenlicht
+ Gut transportierbar
+ Preis
- Plastelook
- Wackelige Griffe
Die Marken Waeco, Dometic und Mobicool gehören übrigens zusammen. Laut Kundensupport hat der in der Mobicool verbaute Kompressor ebensowenig Reklamationen, wie die vielgelobten Danfoss, die jetzt unter anderem Namen vertrieben werden. Einziger "Nachteil" ist, dass dieser mit einem Lüfter gekühlt wird. Dafür ist er aber etwas kleiner, was wiederum den kompakten Maßen der Box zugutekommt.
Fazit:
Ich kann nicht nachvollziehen, warum Engel so einen unglaublichen Ruf hat. Bis auf das robuste Design finde ich kein Argument, welches für diese Box spricht, selbst wenn sie besser verarbeitet gewesen wäre als die, die ich zum Testen hatte. Ich gehe übrigens auch nicht von einem Montagsexemplar aus, sonst hätte ich nicht die gleichen Kritikpunkte in anderen Rezensionen gefunden. Wer genügend Platz hat, eine praktisch unzerstörbare Box braucht, diese niemals tragen muss und ein paar Verarbeitungsmängel hinnehmen kann, dem wird sie wohl gute Dienste leisten. Allen anderen möchte ich die Mobicool ans Herz legen. Diese ist in meinen Augen eine Kühlbox "zum vergessen". Soll heißen einmal ins Auto gestellt und angeschlossen, braucht man sich nur noch um den Getränkenachschub zu kümmern. Den Rest erledigt die Box und das mit Bravour. So eine wollte ich und bin echt zufrieden mit dem Teil.
Ich hoffe euch mit meiner Rezension die Entscheidung etwas leichter gemacht zu haben. (Ich habe übrigens mit keiner der oben genannten Firmen etwas zu schaffen, werde nicht bezahlt oder in irgendeiner Form bevorzugt behandelt.)
Christian
EDIT: Die Aufschlagrichtung des Deckels ist bei der Engelbox wechselbar, bei der Mobicool nicht. Ist vielleicht noch ganz interessant für die unterschiedlichen Einbaupositionen. Bei der Mobicool kann man den Deckel zum Beladen abnehmen. Braucht man allerdings nicht, da der Deckel sowieso über 90° umklappt und das volle Volumen freigibt.
EDIT 2: Die minimale Temperatur ist bei der Engel -18°, bei der Mobicool "nur" -10°. Hatte ich vergessen zu erwähnen, weil mir das völlig egal war. (Waeco übrigens auch -18°)
EDIT 3: Erfahrungen aus dem Dauereinsatz und Fazit in Post #182