Nach Motorschaden, wie weiter? -> Motor wird wieder aufgebaut -> Läuft doch wieder

Mich hats erwischt Diagnose: Motorschaden.

Kurz zu mir, ich bin Max, mitte 20 und wohne an der Nordseeküste. Über Um und Irrwege im Studium bin ich seit Mitte diesen Jahres Azubi im 1. Lehrjahr für den Industriemechaniker für Instandsetzung.

Ich arbeite in einer Motoren Bude, allerdings sind unsere Motoren um ein vielfaches größer - Schiffsdiesel. Mein Bulli ist ein Ex Autobahnpolizei Bürowagen, der mir und dem Vorbesitzer (der hatte ihn 11 Jahre) sehr viel Freude als Camper bereitet. Motor ACV, gechippt auf ca 120-130Ps, leider gibt es keine Dokumentation darüber, die Leistung ist aber spürbar und messbar da. Die Laufleistung ist jetzt bei 350.000km

Zum Bulli: Auf dem Weg nach von der Arbeit nach Hause ging mitten auf der Kreuzung gar nichts mehr, es gab ein Rumms und der Motor Klapperte und "Schlug". Mit Mühe konnte ich noch auf dem Gehsteig parken von wo aus ich in unsere private Schrauberhalle geschleppt wurde.

Da meine Kupplung im Herbst anfing beim anfahren verstärkt zu rubbeln, hatte ich irgendwie diese im Verdacht.

Da der Wagen sich nicht mehr starten lies, habe ich zuerst die Zahnriemen gecheckt und siehe da: Steuerseitig alles lose. Mist.

Alles auseinander und Kopf runter ist jetzt der Plan.

Der lose Zahnriemen wurde durch eine lose Schraube der Zahnriemen Spannrolle verursacht. Diese war bereits so weit heraus gedreht, das sie anfing am Schwingungsdämpfer zu schleifen. Mist 2.0.

Bei der Demontage des ganzen viel dann auf, dass das Gewinde im Block völlig ausgeschlagen ist, auf dem Foto kann man erkennen das es oval ist. Die Schraube hat bist zum Ende keinen Halt mehr.

Auch fehlt die Nase wo die Spannrolle sich fixiert gänzlich.

Beim weiteren auseinander bauen kamen noch starke Pittingspuren auf der Nockenwelle zum Vorschein. Da mir jetzt der Vielzahn für die Kopfschrauben fehlt, geht es erst morgen weiter wenn ich mir den auf Arbeit ausborge.

Meine Überlegung ist jetzt folgende: 1. Austauschmotor oder 2. Motor komplett neu aufbauen.

Zum Motor neu aufbauen habe ich Bedenken bezüglich des ovalen Gewindes. Normal setzen wir bei solchen Fällen in eine größere Bohrung einen Helicoil oder einen Ensat Einsatz. Nur bin ich mir hier sehr unsicher ob das geht.

Für mich ist es auch einfach eine Kostenfrage, da Ich den Motor dann auch komplett machen würde. Austauschmotoren mit Laufleistung um 150.000km bekommt man zu 1500€ auf ebay.

Hat jemand eine Tendenz wo man beim Überholen rauskommt was den Preis angeht?

Ich bin über jeden Rat dankbar.

Viele Grüße, Max

Das Urlaubsbild ist übrigens Tunesien, da hats uns diesen Sommer nach Frankreich und Italien irgendwie hingezogen.

Schaden_1.jpg

Schaden_2.jpg

Schaden_4.jpgSchaden_3.jpgHammamet_Tunesien_2021.jpg

Moin,

Die Nockenwelle ist nicht gebrochen. Die Pittingspuren sind an der Nocke der Vakuumpumpe, richtig. Die Vakuumpumpe kam vor 3 Jahren neu.

Sonst lief der Motor unauffällig.

Mit Austauschmotor ist beides gemeint, obwohl mein schmales Azubi Gehalt eigentlich nur den Gebrauchtmotor beinhaltet.

Jörg, danke für dein Angebot, wo kommst du denn her und wie äußert sich der Ölverlust bei deinem ACV?

Ich bin sogar schon recht lange im Forum, nur nicht immer aktiv.

Viele Grüße, Max

Zitat von PeMu

Wo kommt denn das ganze Öl her?

Ist beim letzten Zahnriemewechsel die Rolle falsch befestigt worden? Zu lange Schraube und damit Bruch des Ölkanals?

Das hatte mich auch gewundert, es scheint aus Richtung Kurbelwellen Simmering zu kommen. Ich baue heute Nachmittag die ganzen Bleche ab und schau mal ob ich was finde.

Die Schraube der Spannrolle ist die originale aus dem Conti Zahnriemenkit. Wie auch beide Zahnriemen und alle anderen Rollen. Die sollte ja eigentlich nicht zu lang sein. Ich messe das auch nochmal nach + Tiefe des Gewindes und dicke der Rolle. Gewechselt wurden beide Zahnriemen bei 330.000km. (Jetzt 350.000km)

Mit dem Conti Kit hatte ich auch schon Probleme, zweimal gebrochene Spannrollen ESP-seitig, allerdings nicht bei diesem Bus.

Wo genau läuft da der Ölkanal lang?

Kopf ist Runter. Definitiv hat eine Berührung von Kolben und Ventil stattgefunden, aber keins ist krumm oder beschädigt!

Ich habe den Kopf mit Bremsenreiniger gefüllt und die Ventile sind teilweise undicht, was mich jetzt nicht sonderlich beunruhigt.

Kolbenüberstand habe ich noch nicht gemessen, aber "gefühlt" sind die alle gleich vom Überstand. Auf dem Kolben zwei und vier ist die Ventil Berührung am besten zu erkennen. Als Kopfdichtung war eine 2-Loch verbaut, dementsprechend müsste ich auf einen Wert zwischen 0,97 mm - 1,01 mm kommen.

Da hier einige im Forum nach gerissenem Zahnriemen mit neuem Kopf noch lange weiter gefahren sind scheint mir das jetzt am sinnvollsten, da der große erwartete Schaden ausblieb. Puuh! Glück gehabt. Da die Ventile mit dem Kolben in eine Richtung arbeiten, können sich diese "stauchen" oder bricht vorher die Nockenwelle?

Morgen kommt dann die Ölpumpe raus um dem komischen Gewinde auf den Grund zu gehen. Die Schraube sitzt sehr locker und lässt sich ca. 1mm hin und her bewegen. Für mich ist das vom Gefühl zu viel. Mehr dazu finde ich dann morgen heraus.

Was ich erstaunlich fande: 350.000km und das Honbild ist noch da. ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber nicht das es noch so gut ist.

Bis dahin, Max

Ventile sind ausgebaut, genauso wie Ölpumpe und Ölwanne.

Die Ventile sind tatsächlich fast alle krumm, wenn auch nur ganz leicht. im Rundlauf sieht man es sogar, dass sie eiern. Die Einlassventile stark verkokt, trotz geschlossenem AGR-Ventil, die werden wohl nicht mehr sauber wenn sie einmal soweit sind.

Bei den Ventilen selbst bin ich mir nicht sicher ob diese eingehämmert sind. man fühlt eine deutliche Kante am Ventilteller. Die Ventile würden aber eh alle neu kommen.

Ich habe über die Arbeit die Möglichkeit an einen neuen Kopf mit Hydros und Nockenwelle von der Firma AMC zu kommen, für einen für mich vertretbaren Preis.

Da ich das dann mal kurz überschlagen habe werde ich den neuen Kopf bestellen und aufbauen, da die Einzelpreise + externe Bearbeitung (Planen und spindeln der Ventilsitze) dann nochmal dazu kommen würden.

Die Ölpumpe sieht gut aus, der Ölkanal ist nicht gebrochen und auch die Metalldichtung war intakt. Das sollte alles wieder dicht werden. In das Gewinde der Schraube für die Spannrolle des Zahnriemens werde ich morgen eine Schraube drehen und mithilfe einer Hülse auf Drehmoment anziehen um mal zu schauen wie sich das anfühlt und ob das Gewinde wirklich was abbekommen hat, oder ich es einfach nur so fühle. Notfalls kommt hier ein Ensat Einsatz rein.

Das ganze Öl kommt aus Richtung Kurbelwellen Simmering, der Stumpf auf der Kurbelwelle ist auch leicht eingelaufen, man spürt einen Grat mit dem Finger. Das sollte, hoffentlich, nach polieren wieder dicht werden.

Also alles in allem: Ich baue diesen Motor wieder auf.

So long, Max