Wago-Klemme 221 - riecht komisch und sieht komisch aus

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  • Ich habe ja schon öfter hier im Forum meine Meinung zu der elektrischen Verbindung von einzelnen Adern kundgetan.

    (Unter anderem auch hier:)

    hemisoft
    26. Februar 2019 um 11:59

    Dabei weiße ich ja auch regelmäßig auf die Wago-Klemmen 221 hin und bezeichne diese als gute Möglichkeit die Kabel zu verbinden. Diese Klemmen sind für starre (sollte es im KFZ aber ja nicht geben) und flexible und feindrähtige Leitungen mit unterschiedlichen Querschnitten geeignet. Da die Verbindung dauerhaft federbelastet ist, kann sich auch kein schlechter Kontakt mit der Zeit einstellen - falls sich die Litzen bewegen, drückt die Feder ja nach.

    Dennoch habe ich jetzt (erstmals und auch bisher einmalig) erlebt, dass eine solche Klemme versagt hat.


    Vorgestern hat es im Bus leicht elektrisch gerochen.

    Ich bin dann erst mal aus dem Bus raus gegangen und habe geprüft ob der Geruch nicht aus der Umgebung kommt (das hatte ich schon mal und habe mir im Bus damals fast das Leben genommen um die Ursache des Geruchs zu finden).


    Draußen war aber nichts zu riechen - also wieder rein din den Bus. Schnell hat sich herausgestellt, dass es hinten stärker riecht als vorne. Das erleichtert die Fehlersuche ungemein, da hinten nicht so viel Elektrik verbaut ist wie vorne unter dem Armaturenbrett und in der ZE.

    Durch das Öffnen der verschiedenen Schranktüren hinter denen irgendwo die Elektrik verlegt ist, konnte ich recht schnell den Werkzeugschrank als Quelle des stärksten Geruchs identifizieren. Und darin befinden sich nur 2 elektrische Leitungen. Die 230V-Zuleitung zu einer Doppelsteckdose (die nicht in Frage kam, weil zu dem Zeitpunkt kein Landstrom eingesteckt war) und die 12V-Zuleitung zum davor befindlichen Küchenblock für den Kompressor-Kühlschrank und die Schrankbeleuchtung.

    Die Ursache des Geruchs war dann auch schnell gefunden:

    Wago_Klemme_Kühlschrank_geschmort_2023-05-02.jpg

    Die Zuleitung zum Kompressor-Kühlschrank ist hier getrennt (damit ich den Küchenblock zu Wartungszwecken auch mal ausbauen kann). Die Verbindung habe ich mittels zweier Wago-221 Klemmen hergestellt. Der Leitungsquerschnitt beträgt jeweils 2,5 mm². Die Verbindung gibt es schon seit ca. 6 Jahren. Der Kompressor-Kühlschrank läuft ca 9 Monate im Jahr durch (in manchen Jahren auch 12 Monate) und braucht während er läuft ca. 4,8 Ampere Strom. In dieser Zeit war die Verbindung ca. 3 mal gelöst - das letzte Mal vor ca. einem Jahr.

    Eigentlich gab es also keinen Grund warum die Verbindung gerade jetzt versagen sollte. Ich habe die Klemme dann entfernt - was gar nicht so einfach war. Sie war sehr verschmolzen und hatte sich inkl der ersten 4 cm Kabel auch schon in die Kunststoffverkleidung des KTW eingeschmolzen. Zum Glück sind alle beteiligten Kunststoffe schwer entflammbar.

    Die Verbindung habe ich natürlich neu gemacht. Dazu habe ich die Leitungen alle ca 3 cm gekürzt (um kein ausgeglühtes Kupfer mehr zu haben) und neu abisoliert. Im moment habe ich die Verbindung nun wieder mittels blauer 6,3 mm Flachsteckhülsen hergestellt. Ich werde die Verbindung jetzt erst mal ne Zeitlang beobachten. Eine Strommessung hat ergeben, dass der Kompressor-Kühlschrank weiterhin seinen Norm-Strom zieht - also nicht mehr als 5 A.

    Was die Ursache des Schmorens war, ist klar erkennbar. In der Klemme (es war die Plusleitung) hat sich ein erhöhter Übergangswiderstand ergeben der zur Erwärmung geführt hat. Betroffen war (nach dem Schmorbild zu urteilen) nur die ankommende Plusleitung (die rechte schwarze auf dem Foto) und das Kupfer der Leitung hat die Wärme bis ca 5 cm in die Leitung getragen. Die drei anderen Kontakte und Leitungen waren nicht betroffen und dort gab es auch keine Probleme die Wago-Klemme mittels des Hebels zu öffnen.

    Eine Idee für die Ursache des Fehlers:
    Der Schrank in dem sich die (ansonsten ungeschützt verlegte) Leitung befindet, wird auch als Werkzeugschrank genutzt. Da muss ich zwar selten ran, aber ab und zu halt doch. Ggf hatte ich beim rausnehmen oder reinlegen eines Werkzeugs die betroffene Ader der Leitung gezogen oder verzogen und dadurch die Litze in der Klemme verbogen oder sogar die Klemmfeder in der Wago-Klemme selbst verbogen. Leider konnte man das nicht mehr erkennen. Dadurch könnte sich mit der Zeit unbemerkt ein erhöhter Übergangswiderstand ergeben und zu der Erwärmung führen. Hat so ein Prozess mal begonnen, ist er selbstverstärkend. Der Übergangswiderstand wird immer höher, der Draht immer wärmer, dadurch der Übergangswiderstand wieder höher usw ... bis die Schmelztemperatur der Isolierung erreicht wird. Da dabei keine erhöhten Ströme fließen (5 A reichen dafür locker aus), kann auch keine Sicherung auslösen (abgesichert war mit 10 A). Da kein Metall in der Nähe ist, konnte auch kein Masseschluss die Sicherung raushauen - der wäre ggf passiert sobald die Isolierung der Zuleitung so weich geworden wäre, dass die Plus- und Minusader nicht mehr voneinander isoliert werden.

    Also - und deswegen schreibe ich das Ganze hier eigentlich nur - auch an sich eigentlich sichere elektrische Verbindungen sollte man ab und zu mal kontrollieren.

    Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass die Wago 221 eine gute Möglichkeit ist, Leitungen im Fahrzeug zu verbinden. Man muss (wie eigentlich immer) darauf achten, dass auf die Verbindung keine mechanische Belastung (Biegung / Zug) kommt. Das habe ich hier augenscheinlich vernachlässigt und die Quittung dafür bekommen.

    Gruß, Jörg

  • Moin Jörg, setz das ganze doch sonst in eine halbe Wiskaabzweigdose, die nimmt Dir nicht viel Raum weg, zudem kannst Du da auch eine Zugentlastung mit einbauen. 2 Löcher durch den Boden am Kabeleingang und mittels eines Kabelbinders befestigen. Dann kann so gut wie gar nichts mehr passieren. Beste Grüße, Jörg

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    Erst wenn jemand nicht mehr da ist, weiß man seinen Wert zu schätzen.

  • Die Ursache des Geruchs war dann auch schnell gefunden:

    Wago_Klemme_Kühlschrank_geschmort_2023-05-02.jpg

    .... Eine Strommessung hat ergeben, dass der Kompressor-Kühlschrank weiterhin seinen Norm-Strom zieht - also nicht mehr als 5 A.

    Oho !

    Ich bin ja auch ein Freund der Wago-Klemmen.

    Sowas habe ich noch nie gehabt.

    Was mich wundert, ist diese silberne Stelle im unteren Kabel- das sieht für mich wie Lötzinn aus.

    War da das Kabel vielleicht geflickt?

    (was aber trotzdem nicht wirklich erklärt, warum die Klemme so heiß geworden ist...)

    In meinem Haushalt gibt es außer dem T4 nur Oldtimer

    :aetsch:

  • im Prinzip ist jeder Draht, der unterbrochen und verklemmt wird eine Schwachstelle. Ich bin mit Jörg einer Meinung, dass WAGO 221 das Mass aller Dinge ist, wenn es um trennbare Verbindungen geht, welche nicht steckbar sind, das ist ne andere Geschichte.

    Ob da Bewegung oder Kontaktkorrosion die Ursache war, ist die Frage.

    Ich denke nur an den Stecker meiner Standheizung. Da faulte auch der Pluspol ab, und nicht der Minuspol.

    Da hat wohl auch die Feuchtigkeit eine Rolle gespielt. Reines Kupfer und vernickeltes Material in der WAGO haben sich da vielleicht galvanisch mit der Feuchtigkeit gebissen.

    Etwa wie eine Opferanode im Boiler. Jedenfalls ist es schön, dass Jörg das rechtzeitig gemerkt hat, bevor schlimmeres hätte passieren können.


    Alle sagen, "das ist unmöglich". Einer hatte das nicht gewusst, und es dann gemacht.

  • Ich hatte neulich einen ausgefallenen Scheinwerfer noch mit Krypton Lampe also älter als 20 Jahre am Fahrrad. Ursache war eine Kontaktfeder aus Kupfer, die scheinbar genug Oxid angesetzt hatte im so 20 Ohm zu erzeugen. Nach Abziehen mit Schleifflies waren wieder 1.2Ohm messbar.

    Also Oxidation ist vielleicht auch ein bislang unbeachtet Parameter.

  • Du hast es wesentlich einfacher beschrieben. Feuchtigkeit, Kupfer, und in deinem Fall Lötzinn am Pol der Glühlampe. Galvanische Reaktion.


    Alle sagen, "das ist unmöglich". Einer hatte das nicht gewusst, und es dann gemacht.

  • Fragt man sich - zumindest in meinem beschriebenen Fall - wo die Feuchtigkeit herkommt. Tatort ist ein trockener Schrank im Innenraum.

    Da kommt nur Luftfeuchtigkeit dran und selbst die war nie kondensierend. Klar, wir schlafen in dem Fahrzeug - dann kondensiert schon mal die Feuchtigkeit innen an den Glasscheiben, aber dort im Schrank nicht.

    Gruß, Jörg

  • hemisoft ich glaube ja nicht, dass du da metallstaubbehaftestes Werkzeug ablegst, aber wer weiss ... zusammen mit ein wenig feuchtigkeit ...ein wenig gerüttelt ... hmm.

    Danke für den ausführlichen Bericht!

    on a wave
    inaZone

  • ich glaube ja nicht, dass du da metallstaubbehaftestes Werkzeug ablegst, aber wer weiss

    In der Tat, das tue ich nicht.

    Ich vermute inzwischen wirklich eine mechanische Beeinträchtigung der Klemmstelle und dadurch erhöhten Übergangswiderstand. Dummerweise habe ich vergessen mal den Widerstand der Klemmstelle zu messen bevor ich es auseinandergebaut habe. Dazu ist es jetzt zu spät.

    Die neue Stelle bleibt kalt, die Stromaufnahme des Kühlschranks ist weiterhin unauffällig (also ca 5 A ... bei Lauf des Kompressors). Die LED - Schrankbeleuchtung zieht (wenn alle Lämpchen an sind) ca 400 mA - also auch nichts kritisches. Mehr Strom läuft da nicht drüber.

    Gruß, Jörg

  • Danke für den Hinweis.

    Da sind Massen von Grünspan zu erkennen. Da muss Wasser gewesen sein. Ggf auch ein Krümel Salz. Das reicht schon, wenn es feucht genug ist zieht das Wasser. Oder es kam eventuell über das Kabel.

    Schreib dochal Wago an, was die sagen.

    Ich werde in Zukunft beim Auswintern eine Sichtkontrolle der Elektrik durchführen. Also heute :hurra:


    Gruß Florian

  • Moin,Moin.

    Ist doch auch toll , dass nichts außer der Wago 221 zerstört wurde. Zum Beispiel der gesamte MB2.0 aufgrund von Feuer, oder auch nur partiell der Bereich um den Kühlschrank.

    Könnte man nicht auch eine Lüsterklemme verwenden? Darf man Litzen eifentlich noch mit Radiolot heiß umhüllen , und in eine Lüsterklemme stecken und anschrauben?

    Gruß, Christian.

  • Hallo,

    ich würde immer Klemmen mit Schrauben verwenden. In der Wago Klemme werden die Drähte

    über eine Kante geklemmt. Daduch verändert sich der Querschnitt.

    Eigentlich sind Klemmen nur für massive Leiter gedacht, nicht für verseilte Leiter.

    Freundliche Grüße
    Hanner

  • Eigentlich sind Klemmen nur für massive Leiter gedacht, nicht für verseilte Leiter.

    Das stimmt so nicht, Wago wirbt für die 221 sogar damit:

    pasted-from-clipboard.png

  • Die Wagos sind schon gut.

    Die 221 würde ich nur in einen Gehäuse verwenden da die Verriegelungshaken relativ leicht aufgehen.

    Bei offener (ohne Gehäuse) Verdrahtung würde ich die 222 vorziehen hier sitzen die Haken deutlich fester.

  • Naja, die perfekten Steckertechnologien gibt es ja schon:

    - wasserdichte Stecker und

    - gewöhnliche Flachstecker ... da sind die Presskräfte so hoch, dass die Verbindung sogar diffusionsdicht ist

    Auch wenn der ganze Stecker schon vergammelt ist, ist die Kontaktlinie oft noch blank, während die Vercrimpungen sich schon auflösen.

    Aber selbst das ist besser gelöst, weil das Kabel ringsum gefasst ist und bei Volumenzunahme (durch die Oxidierung) die Umklammerung nicht aufdrücken kann (also nicht zunehmend immer mehr Platz zwischen den Drähtchen entsteht, in die wieder Wasser eindringen kann).

    Sobald auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Klemmverbindung feucht wird, sind alle Vorteile der WAGO (Montage) offensichtlich obsolet.

    2 Mal editiert, zuletzt von yellowone (3. Mai 2023 um 11:47)