Ich habe ja schon öfter hier im Forum meine Meinung zu der elektrischen Verbindung von einzelnen Adern kundgetan.
(Unter anderem auch hier:)
RE: Kabel richtig verbinden
wir haben zu den verschiedenen Verbindungsarten schon mal diskutiert (hier: Wie am besten Kabel zuverlässig verbinden? Crimpen, Lüsterklemme, Löten? ) - hier noch mal in Kürze ein paar erklärende Kommentare zu den größtenteils richtigen Antworten oben:
[…]
... nur der Vollständigkeit bzw Präzision halber: Die Verbindungen sind nicht elektronisch, sondern rein mechanisch und elektrisch. Da ist keinerlei Elektronik beteiligt ...
[…]
Lötverbinder haben grundsätzlich in/an bewegten und…
Dabei weiße ich ja auch regelmäßig auf die Wago-Klemmen 221 hin und bezeichne diese als gute Möglichkeit die Kabel zu verbinden. Diese Klemmen sind für starre (sollte es im KFZ aber ja nicht geben) und flexible und feindrähtige Leitungen mit unterschiedlichen Querschnitten geeignet. Da die Verbindung dauerhaft federbelastet ist, kann sich auch kein schlechter Kontakt mit der Zeit einstellen - falls sich die Litzen bewegen, drückt die Feder ja nach.
Dennoch habe ich jetzt (erstmals und auch bisher einmalig) erlebt, dass eine solche Klemme versagt hat.
Vorgestern hat es im Bus leicht elektrisch gerochen.
Ich bin dann erst mal aus dem Bus raus gegangen und habe geprüft ob der Geruch nicht aus der Umgebung kommt (das hatte ich schon mal und habe mir im Bus damals fast das Leben genommen um die Ursache des Geruchs zu finden).
Draußen war aber nichts zu riechen - also wieder rein din den Bus. Schnell hat sich herausgestellt, dass es hinten stärker riecht als vorne. Das erleichtert die Fehlersuche ungemein, da hinten nicht so viel Elektrik verbaut ist wie vorne unter dem Armaturenbrett und in der ZE.
Durch das Öffnen der verschiedenen Schranktüren hinter denen irgendwo die Elektrik verlegt ist, konnte ich recht schnell den Werkzeugschrank als Quelle des stärksten Geruchs identifizieren. Und darin befinden sich nur 2 elektrische Leitungen. Die 230V-Zuleitung zu einer Doppelsteckdose (die nicht in Frage kam, weil zu dem Zeitpunkt kein Landstrom eingesteckt war) und die 12V-Zuleitung zum davor befindlichen Küchenblock für den Kompressor-Kühlschrank und die Schrankbeleuchtung.
Die Ursache des Geruchs war dann auch schnell gefunden:
Wago_Klemme_Kühlschrank_geschmort_2023-05-02.jpg
Die Zuleitung zum Kompressor-Kühlschrank ist hier getrennt (damit ich den Küchenblock zu Wartungszwecken auch mal ausbauen kann). Die Verbindung habe ich mittels zweier Wago-221 Klemmen hergestellt. Der Leitungsquerschnitt beträgt jeweils 2,5 mm². Die Verbindung gibt es schon seit ca. 6 Jahren. Der Kompressor-Kühlschrank läuft ca 9 Monate im Jahr durch (in manchen Jahren auch 12 Monate) und braucht während er läuft ca. 4,8 Ampere Strom. In dieser Zeit war die Verbindung ca. 3 mal gelöst - das letzte Mal vor ca. einem Jahr.
Eigentlich gab es also keinen Grund warum die Verbindung gerade jetzt versagen sollte. Ich habe die Klemme dann entfernt - was gar nicht so einfach war. Sie war sehr verschmolzen und hatte sich inkl der ersten 4 cm Kabel auch schon in die Kunststoffverkleidung des KTW eingeschmolzen. Zum Glück sind alle beteiligten Kunststoffe schwer entflammbar.
Die Verbindung habe ich natürlich neu gemacht. Dazu habe ich die Leitungen alle ca 3 cm gekürzt (um kein ausgeglühtes Kupfer mehr zu haben) und neu abisoliert. Im moment habe ich die Verbindung nun wieder mittels blauer 6,3 mm Flachsteckhülsen hergestellt. Ich werde die Verbindung jetzt erst mal ne Zeitlang beobachten. Eine Strommessung hat ergeben, dass der Kompressor-Kühlschrank weiterhin seinen Norm-Strom zieht - also nicht mehr als 5 A.
Was die Ursache des Schmorens war, ist klar erkennbar. In der Klemme (es war die Plusleitung) hat sich ein erhöhter Übergangswiderstand ergeben der zur Erwärmung geführt hat. Betroffen war (nach dem Schmorbild zu urteilen) nur die ankommende Plusleitung (die rechte schwarze auf dem Foto) und das Kupfer der Leitung hat die Wärme bis ca 5 cm in die Leitung getragen. Die drei anderen Kontakte und Leitungen waren nicht betroffen und dort gab es auch keine Probleme die Wago-Klemme mittels des Hebels zu öffnen.
Eine Idee für die Ursache des Fehlers:
Der Schrank in dem sich die (ansonsten ungeschützt verlegte) Leitung befindet, wird auch als Werkzeugschrank genutzt. Da muss ich zwar selten ran, aber ab und zu halt doch. Ggf hatte ich beim rausnehmen oder reinlegen eines Werkzeugs die betroffene Ader der Leitung gezogen oder verzogen und dadurch die Litze in der Klemme verbogen oder sogar die Klemmfeder in der Wago-Klemme selbst verbogen. Leider konnte man das nicht mehr erkennen. Dadurch könnte sich mit der Zeit unbemerkt ein erhöhter Übergangswiderstand ergeben und zu der Erwärmung führen. Hat so ein Prozess mal begonnen, ist er selbstverstärkend. Der Übergangswiderstand wird immer höher, der Draht immer wärmer, dadurch der Übergangswiderstand wieder höher usw ... bis die Schmelztemperatur der Isolierung erreicht wird. Da dabei keine erhöhten Ströme fließen (5 A reichen dafür locker aus), kann auch keine Sicherung auslösen (abgesichert war mit 10 A). Da kein Metall in der Nähe ist, konnte auch kein Masseschluss die Sicherung raushauen - der wäre ggf passiert sobald die Isolierung der Zuleitung so weich geworden wäre, dass die Plus- und Minusader nicht mehr voneinander isoliert werden.
Also - und deswegen schreibe ich das Ganze hier eigentlich nur - auch an sich eigentlich sichere elektrische Verbindungen sollte man ab und zu mal kontrollieren.
Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass die Wago 221 eine gute Möglichkeit ist, Leitungen im Fahrzeug zu verbinden. Man muss (wie eigentlich immer) darauf achten, dass auf die Verbindung keine mechanische Belastung (Biegung / Zug) kommt. Das habe ich hier augenscheinlich vernachlässigt und die Quittung dafür bekommen.
Gruß, Jörg