Von NRW in das Kaukasus-Gebirge - Das Dromedar auf Reisen

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  • Beim ersten Versuch eine Anhöhe über eine steile sandige Zufahrt zu erklimmen bin ich gescheitert.

    Da hilft meistens den Luftdruck ab senken . Aber nur wenn eine gute l

    Luftpumpe mit fährt .

    lass mir mal kurz durchzählen, :rolleyes: stimmt ick hab se nich mehr alle. :thumbup:

  • Ich sitze hier gerade im Norden Norwegens in meinem Bus und freue mich sehr über diesen coolen Reisebericht, der eine so andere Landschaft und Eindrücke vermittelt, wie ich sie gerade erlebe. 😊 Beides toll würde ich sagen. Weiterhin gute Reise dir! VG Julian

  • Mittlerweile bin ich im Kaukasus angekommen :hurra:

    In der Türkei ist jedoch noch allerhand passiert.

    Tag #38

    Von Kappadokien aus ging es in Richtung syrische/irakische Grenze. Ab Malatya kann man wohl schon von Nord-Kurdistan sprechen. Die Gespräche mit Einheimischen drehten sich größtenteils um den türkischen Präsidenten, meist (immer) nicht im positiven Sinne. Die Spuren des schweren Erdbebens vom Februar und weiteren in den vergangenen Wochen sind noch deutlich zu sehen.

    Der Weg entlang alter Seidenstraßen ist meist recht karg und einsam. Immer wieder helfen ich gestrandeten Autos, im Schlamm steckenden Ernte-Transportern oder nehme Tramper mit.

    Ehrensache, wenn man allerlei Werkzeug, Bergeequipment und Platz zur Verfügung hat.

    Ich zielte das nächste Highlight an, den Berg "Nemrut Dagi".

    Der damalige König Antiochos I. Theos (69-36 v. Chr.) ließ auf dem 2.150m hohen Berg eine Grabstätte errichten. Über dem eigentlichen Gipfel wurde ein riesiger Geröllhaufen aus 300.000 Tonnen Gestein angehäuft, unter dem sein Grab vermutet wird. Auf der Ost- & Westseite wurden jeweils fünf monumentale Götterstatuen aus Kalkstein aufgestellt. Diese Kultstätte wurde 1881 vom deutschen Ingenieur Karl Sester wiederentdeckt.

    Der Weg hoch war sehr steil, für meinen kleinen ABL aber gerade noch machbar.

    Oben angekommen wird man mit einem 360 Grad Panorama-Blick über die das gesamte nördliche Mesopotamien belohnt.


  • Tag #39

    Weiter ging's zu einem sehr besonderen Ort.

    Und zwar mitten hinein in einem Vulkankrater, dessen Kratersee einer der Größten weltweit ist.

    Die Landschaft dort ist wirklich großartig. Es gibt noch heiße Quellen und Gasaustritte an den Ufern der verschiedenen Kraterseen. Die Kraterwand erhebt sich ca. 700m hoch und hat einen Umfang von 30-40 Kilometern.

    Hier wollte ich zwei Tage und eine Nacht verbringen, und vor allem auf die Suche nach wild lebenden Braunbären zugehen. Vermutlich leben hier sogar syrische Braunbären, die etwas kleiner und deutlich heller als Europäische Braunbären sind.

    Das Wetter war mies, während der Anfahrt in dem Krater. Regen, Nebel, Wind...also keine guten Vorraussetzungen für Wildtierbeobachtungen. Allerdings hatte ich Glück und der Himmel klarte auf. Es gab viele Anzeichen, dass vor Kurzem hier Bären umhergezogen waren. Relativ frische Ausscheidungen, "Haarbüschel" und Knochenreste. Kurz vor Sonnenuntergang entdeckte ich dann tatsächlich eine kleine Gruppe Jungtiere in einem der umliegenden Waldgebiete innerhalb des Kraters. Ich hatte eigentlich selbst nicht dran geglaubt, dass es auf Anhieb klappt. Jedoch erwies sich die Lichtsituation als schwierig für perfekte Fotografien, vorallem mit nur 300mm Brennweite an meiner kleinen Fuji-DLSM.

    Aber entscheidet selbst:

    Ich war der Überzeugung, die Bären würden sich erst in der Dunkelheit in die Nähe meines Autos trauen. Jedoch musste ich mich schon kurz nach den ersten Aufnahmen schnell zurückziehen, da ein Muttertier mit zwei Jungtieren in hohen Tempo aus dem Waldgebiet in meine Richtung aufbrachen.

    Die Bären inspizieren zunächst das neue Objekt in ihrem Territorium und streunerten dann in der Nähe umher, ehe um Mitternacht eine Gruppe von 2-4 "Jugendlichen" meinem Bus mächtig in die Mangel nahmen. An den stabilen Anbauteilen aus Stahl, wie Heckträger, Sandblechhalter und Doka-Spiegel krallten sie sich fest und richteten sich auf die Hinterbeine auf. Könnt euch sicher vorstellen, dass der Bus für die 200-400kg schweren Tiere wie ein Spielball daherkommt.

    In Rumänien stand ich bereits einmal einem großen Muttertier gegenüber, eine Nacht umzingelt von mehreren neugierigen und spielfreudigen Bären war aber nochmal eine Nummer drüber.

    Insgesamt habe ich sieben verschiedene Bären gezählt. Ein Muttertier, zwei Jungtiere und vier Heranwachsende.

    Mein Durst nach Adrenalin war definitiv gestillt, mein Schlafpensum aber deutlich zu gering.

    Müde, aber froh und immer noch mit leicht erhöhten Puls zog ich weiter in Richtung Osten.

  • Die Nummer mit den Bären, die am Auto rütteln, möchte ich niemals erleben… :shake:

    Ich hätte Angst, das eine Scheibe zu Bruch geht und dann….

    Eine Scheibe wäre wohl noch verkraftbar. Selbst die Schiebetür ist kein Hindernis, wenn sie wirklich rein wollen. Mein "Exit" war die Dachluke, in der Hoffnung der Bus wird nicht auf die Seite gelegt. Mir war das alles bewusst, im Zelt wollte ich dann aber auch nicht unbedingt dort pennen.

    Die Schäden nehme ich gerne in Kauf, auch die im Lack. Die gesamte Zeit im Krater war besser als ich jemals erhofft habe. Keine Ahnung ob der Ort in irgendeinem Reiseführer steht, sowas besitze ich nicht. Ich frage meist Einheimische, am liebsten Hirten. Das ist zeitaufwendig und anstrengend, aber führt in der Regel zum Erfolg.

    Die Leute wissen ganz genau welche Tiere in ihrem Revier streunern.

    Ehrlich gesagt habe ich aber im Vorfeld gedacht "cooler" reagieren zu können in der Nacht. Die Tiere sind von Natur aus scheu, das kann man leicht ausnutzen.

    Ich wollte meine Anwesenheit im Auto eigentlich vor Ihnen verbergen, weil niemand sagen kann wie sie in welcher Situation reagieren und was am Ende passiert. Daher hätte man im Nachhinein besser den Feuermelder betätigen sollen, statt auf den Fahrersitz zu rutschen um Hupe und Licht zu aktivieren... während der Bär an der Fahrerscheibe leckt. Meine Taschenlampe hat sie überhaupt nicht gestört.

    Am Ende ist das immer ein Zwiespalt, einerseits sucht man ihre Anwesenheit, andererseits verscheucht man sie dann wieder. Ich hoffe das fragile System durch meine Anwesenheit nicht zu sehr gestört zu haben.

  • Flou

    Der Hund auf dem einen Foto ist nicht mit dir unterwegs, das ist ein streunender Gast, oder?

    Ansonsten hätte mich interessiert, wie er auf die Bären reagiert hat.

    Und zum Verständnis deiner Berichte, gehe ich recht in der Annahme das du Türkisch sprichst?

    Das wäre ein großer Vorteil, hatte ich in Rumänien genossen, da meine Partnerin die Sprache beherrscht und uns überall nach dem ersten Wort alle Türen offen standen.

    Ich lese sehr gerne deine Berichte. Eine schöne Mischung aus Abenteuerlust und gleichzeitig offenem Bekenntnis wenn die persönliche Wohlfühlgrenze überschritten wurde. Kenne ich irgendwoher :)

  • Flou

    Der Hund auf dem einen Foto ist nicht mit dir unterwegs, das ist ein streunender Gast, oder?

    Und zum Verständnis deiner Berichte, gehe ich recht in der Annahme das du Türkisch sprichst?

    Nene, alle Hunde sind nur temporäre Gäste. So gern ich einen eigenen hätte, das ist als Reisender sehr umständlich.

    Soweit ich weiß würde kein Bär freiwillig die Nähe eines Hundes suchen. Sämtliche Begegnungen sind da wohl eher dem Überraschungseffekt geschuldet. Ich füttere an meinen Schlafplätzen alle steunernde Hunde mit Trockenfutter. Als Dank verfolgen sie mich dann auf Schritt und Tritt und verteidigen den Platz. Hilft gegen unerwünschte Besucher aller Art.

    Sind keine Hunde in Sicht, mache ich ein Feuer an.

    Ich spreche leider nur deutsch & englisch. Fast jeder hier zückt aber sofort das Smartphone und öffnet einen Übersetzer. Mit den meisten Kursen konnte ich Englisch sprechen, ansonsten halt per Pantomime.

  • Sagenhaft! Diese Bilder! Deine Reiseberichte heben mich aus dem Alltag und lassen träumen: „Eines Tages…“. Ich wünsche dir weiterhin eine gute und sichere Reise mit freundlichen Begegnungen!

  • Meine weitere Route führte mich zunächst ins Dreiländereck Türkei/Iran/Armenien.

    Bereits nahe der syrischen und irakischen Grenze war die Militärpräsenz deutlich zu spüren. Auf jedem Hügel stand dort ein befestigter Wachposten, alle paar Kilometer passierte ich eine Polizeikontrolle.

    Hier an der iranischen Grenze erreicht das Ganze aber nochmal eine andere Dimension. Überall am Wegesrand stehen schwerst bewaffnete Panzerwagen und die Wachtürme auf jeder noch so kleinen Erhebungen nahe der Grenze sind kleinen Garnisonen gewichen.

    Schlafplätze wollen in dieser Region gut ausgesucht sein, zu dicht an der Grenze besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit von der Grenzpolizei weggeschickt zu werden.

    Zunächst navigiere ich zum "Ishak-Pascha-Palast", dem Neuschwanstein Kurdistans.

    Auf dem Weg dorthin ist der 5.137 m hohe Vulkan "Ararat" ein ständiger Begleiter. Für die Armenier ein heiliger Berg und im Nationalwappen verewigt. Heutzutage steht der Ararat jedoch auf türkischen Staatsgebiet und ist der höchster Gipfel des Landes. Nicht nur der Bibel nach soll hier die Arche Noah gestrandet sein.

    Die Tage sind kurz, gegen 18:30 Uhr setzt bereits die Dämmerung ein. Ich stehe direkt am Ishak-Pascha-Palast und der Sonnenuntergang hinter dem Gebirge lässt wirklich keine Wünsche offen. Nachts bekomme ich dann auch endlich meine lang ersehnte Sichtung eines Schakals.

    Am nächsten Morgen erkunde ich direkt den Prachtbau aus dem 17. Jhd.


    In der Mittagshitze mache ich am liebsten ein paar Kilometer auf der Straße. Heute steht aber noch ein Ölwechsel auf dem Plan. Der letzte ist zwar erst 6 Wochen her, aber seitdem sind bereits über 8.000 km vergangen.

    Natürlich artet sowas immer aus. Am Ende sitze ich mit einer großen Gruppe Menschen auf dem Boden vor dem Auto, trinke Cay und erzähle per Google Translator von der Restauration des T4. Die Zuhörerschaft ist sichtlich interessiert und es ist schwer den Absprung zu schaffen.

    Mein Tagesziel ist "Ani", die ehemalige Hauptstadt Armeniens. Heutzutage eine Ruinenstadt und auf türkischen Staatsgebiet, aber immer noch sehenswert. Armenien liegt genau gegenüber des kleinen Canyons und ich weiß, dass ich in wenigen Wochen auf der anderen Seite stehen werde.

    Die Menschen hier im Grenzgebiet leben auf ganz "traditionelle" Weise. Der Einfluss unserer westlichen Welt ist sichtbar gering. Es gibt so gut wie keine Autos, die Häuser sind minimalistisch und das Leben auf Viehzucht ausgelegt.

    Ich treffe viele bettelnde Kinder, deren Wunsch nach "Money" ich aber nicht erfülle. Ich biete stattdessen gerne Kekse, Schokolade oder Chips an. Heute steht aber eines der selbstgemachten Armbänder meiner Lebensgefährtin hoch im Kurs. Die Freude der Kinder erwärmt mein Herz. So blöd sich dieser Spruch anhört, es ist nicht anders zu beschreiben.

    Hier in Ani kann ich aber nicht übernachten, die Region war bis vor kurzem noch militärisches Sperrgebiet. In Eile des herannahenden Sonnenuntergang peile ich den nächsten Fluss an und treffe auf ein Paradies. Eine flache Wiese mit Schatten direkt am Wasser, keine Mücken und "Gott sei Dank" kein Internetempfang. Beide Seiten des Flusses werden von kleinen Klippen flankiert. Der Anfahrtsweg ist unbefestigt und lang, hier werde ich wohl so schnell keinen Besuch empfangen. Selten ist ein Schlafplatz perfekt, heute scheint es aber so zu sein.

    Eine kleine tägliche Reisedoku mache ich auf Instagram. Ist ein öffentliches Profil, also für jeden sichtbar -> @the.white.dromedary

  • Von der türkisch/armenischen Grenze aus ging es über die Schwarzmeerküste nach Georgien rein.

    Der Grenzübergang bei Batumi ist etwas chaotisch, wer kann sollte diesen also besser meiden.

    In jedem Land dauert es zudem immer eine Weile bis neues Geld, Kfz-Versicherung und SIM-Karte beisammen ist. Ich plane für Grenzübertritte immer einen halben bis ganzen Tag ein und mache das bevorzugt direkt am Morgen.

    Nach einem Zwischenstopp am Strand in Georgien wollte ich direkt hoch in den "Großen Kaukasus" an der russischen Grenze.

    Der Weg führt nah an der autonomen Republik Abchasien vorbei, die wie Südossetien völkerrechtlich zu Georgien gehört, aber unter dem Schutz/Kontrolle Russlands steht.

    Irgendwo in Obersvanetien, kurz vor Mestia, fand ich dann ein ausgezeichnetes Plätzchen an einem Bach inmitten einer traumhaften Berglandschaft.


    Mein Ziel für die nächsten Tage war es mindestens das Dorf Uschguli zu erreichen.

    Uschguli liegt auf ca. 2.150 m Höhe unterhalb des 5.201 m hohen Schchara, dem dritthöchsten Gipfels im Großen Kaukasus.

    Die ganze Gegend ist bekannt für die typisch swanetischen Wehrtürme und ein Teil von Uschguli ist seit 1996, aufgrund der einzigartigen Architektur, Teil des UNESCO-Welterbes.

    Ich wurde im Vorfeld jedoch bereits von einigen deutschen Reisenden instruiert, dass der Weg teils sehr schwierig ist und je nach Wetterlage für Fronttriebler nicht befahrbar.

    Für bis zu sechs Monate im Jahr ist die 45 km lange Straße von Mestia aus kommend häufig wegen Schnee gesperrt ist.

    Das Anfahren ist in der Höhe für den ABL Motor echt eine Qual. Der Rückspiegel zeigt die meiste Zeit ausschließlich schwarze Rauchschwaden. Ich schaffe es aber bis Uschguli und treffe dort auf zwei deutsche Langzeitreisende in ihrem LT50.

    Zusammen machen wir uns auf den Weg zum Gletscher unterhalb des 5.201 m hohen Berges "Schchara".

  • Es gibt einen höchst interessanten Reisebericht eines Engländers aus den 30ern des letzten Jahrhunderts : Robert Byron, Der Weg nach Oxiana, mit einem Vorwort von Bruce Chatwin.
    Das wäre so ungefähr Dein Weg, und Dein Bericht liest sich ebenso spannend. Jedenfalls möchte ich immer wissen wie es weiter geht.
    Gute Fahrt weiterhin !!